Bürgerinitiative Solingen/Wermelskirchen Höhrather beklagen politische Untätigkeit

Höhrath · Seit der Kommunalwahl im vergangenen September ist es still geworden um das Thema Rückgemeindung. Die Höhrather fordern nun, dass Vereinbarungen zwischen den Städten Wermelskirchen und Solingen getroffen werden.

 Ein Foto von Höhrath aus der Luft.

Ein Foto von Höhrath aus der Luft.

Foto: Peter Meuter

Keine Plätze für ihre Kinder in Wermelskirchener Grundschulen, Postboten, die auf ihrer Runde den Abstecher nach Höhrath scheuen und lange Wege ins Rathaus nach Solingen: „Es hat sich gar nichts verändert“, sagt Anika Weyer von der Bürgerinitiative in Höhrath, „es sind keine Verbesserungen angestoßen worden.“ Im vergangenen Jahr hatte die Bürgerinitiative erneut eine Diskussion um eine Rückgemeindung angestoßen. Die Situation sei nicht länger tragbar, betonten die Mitglieder der Initiative im Sommer 2020 und erinnerten an die Geschichte ihrer Ortschaft und die ehemalige Zugehörigkeit zu Wermelskirchen.

Kurz vor der Kommunalwahl hatten sich die Politiker in Höhrath die Klinke in die Hand gegeben: Stefan Leßenich und Christian Klicki waren zum Gespräch angereist, auch Vertreter der Solinger CDU nahmen daran teil. Sie befanden damals: Selbst wenn eine Rückgemeindunge kurzfristig nicht möglich sei, müssten zeitnah praktische Lösungen für die Höhrather gefunden werden. Im September, kurz vor der Wahl, beschloss der Wermelskirchener Stadtrat mehrheitlich, Gespräche mit der Stadt Solingen aufzunehmen – zumindest solle dabei herausgefunden werden, wie die Solinger zu einer Umgemeindung des kleinen Ortes stehen und welche finanziellen Folge so ein Prozess haben könnte.

„Inzwischen ist es wieder sehr ruhig geworden“, sagt Burkhard Stock von der Bürgerinitiative. Nicht einmal die von der SPD angeregte Umfrage habe stattgefunden, die ein repräsentatives Meinungsbild der Menschen in Höhrath ergeben sollte. Natürlich habe die Corona-Pandemie viele Prozesse erstmal ausgebremst. Und trotzdem: „Die offenen Fragen dürften nicht einfach vergessen werden“, sagt Anika Weyer. Also hält Burkhard Stock weiterhin Kontakt zu den politischen Vertretern beider Städte: Aber nach der politischen Entscheidung in Wermelskirchen für Gespräche, stehe die Entscheidung im Solinger Rat noch aus. „Für uns ist aber fast noch entscheidender, dass auch die versprochenen praktischen Lösungen ausgeblieben sind“, sagt Anika Weyer. Und dabei denkt sie vor allem an Lösungen für die Kinder: Wer heute aus Höhrath eine Anfrage bei der Grundschule in Hünger stelle und nach einen Schulplatz frage, werde abgewiesen. „Das bedeutet: Höhrather Kinder, die eingeschult würden, müssten bis zur Krahenhöhe in Solingen fahren“, so die zweifache Mutter.

 Abendstimmung in Höhrath: Anika Weyer, Burkhard Stock und Sven Stricker wünschen sich kurzfristige, praktische Lösungen für das Leben im Grenzgebiet.

Abendstimmung in Höhrath: Anika Weyer, Burkhard Stock und Sven Stricker wünschen sich kurzfristige, praktische Lösungen für das Leben im Grenzgebiet.

Foto: Theresa Demski

Aus 2,5 Kilometer Schulweg werden rund zehn Kilometer. Wer sich mit dem Bus auf den Weg mache, müsse mindestens einmal umsteigen. „Für die Sechsjährigen ist das keine Option“, sagt auch Sven Stricker. Zumal für die Kinder auch vertraute und kurze Wege wichtig seien und die Einschulung mit guten Freunden bei dem großen Schritt in der Entwicklung helfe. Und dann erinnert Stricker an bessere Zeiten: Damals habe die Grundschule in Hünger dringend Schüler gebraucht, um die Zukunft des Standorts zu sichern. Höhrather Kinder wurden im benachbarten Hünger eingeschult – sie gehen bis heute dort zur Schule. Mit knapper werdenden Plätzen, veränderte sich innerhalb weniger Jahre die Lage. Seitdem werden Familien abgewiesen. „Obwohl es ja nicht um einen riesigen Andrang geht: Die Zahl der Höhrather Kinder pro Jahrgang ist überschaubar“, sagt Anika Weyer.

Also fordert die Bürgerinitiative nun dringend „kurzfristige, vernünftige Vereinbarungen“, sagt Burkhard Stock – vor allem für Schule und Kindergarten. Sonderregelungen seien jetzt wichtig, um den Kindern und Familien in Höhrath eine Perspektive zu geben. Das sei im Grunde auch das, was ihnen vor der Wahl als „kleine Lösung“ zugesagt worden sei.

Höhrath brauche diese Perspektive dringend, betonen die Mitglieder der Bürgerinitiative – und am liebsten wäre ihnen, wenn auch die Kinder in Burg in diese Vereinbarungen mit einbezogen würden. „Wir haben ähnliche Herausforderungen“, sagt Burkhard Stock. Und die würden auch die Entwicklung einer Ortschaft beeinflussen: „Hier ziehen doch keinen jungen Familien hin, wenn sie keine ordentlichen Bedingungen finden“, sagt Anika Weyer, „während zeitgleich das Interesse am Leben auf dem Land wächst.“ Aber wer solle in Höhrath ein Haus kaufen wollen, wenn es keine vernünftigen Lösungen für Kindergarten und Grundschule geben? Und das bedeute langfristig, dass Höhrath aussterbe.

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