Handball LTV findet Formel für den Fortschritt

Der Spannungsabbau war gewaltig. Den Oberkörper ins Hohlkreuz geworfen, die Knie weit nach vorne gebeugt, beide Hände zu Fäusten geballt, der offene Mund ein Quell lautstarker Zufriedenheit.

So feierte Trainer Frank Lorenzet vor den Fans das gelungene Tagwerk, hinter ihm hüpfte sein Team. Eine ähnliche Momentaufnahme mussten die Besucher Am Hammer lange entbehren. Über ein halbes Jahr lag der letzte Heimerfolg — ein Regionalliga-Sieg gegen Aachen — zurück, in Leichlingen ausgespielte Punkte waren in Liga zwei bislang meist zum Export bestimmt.

Dass die Handballer des Leichlinger TV diesen Trend mit einem eindrucksvollen 34:30 über Coburg stoppten, war das Verdienst von alter Leidenschaft und neuer Taktik. "In dieser Konstellation tun wir uns hinten viel leichter", erklärte Bruno Scherer mit Verweis auf die in der Vorwoche installierte Defensiv-Variante namens "verschobene fünfeins". Im Gefecht mit dem HSC sah das so aus, dass sich Scherer weit vor dem eigenen Kreis des linken Rückraumspielers der Gäste annahm. Anton Lakisa hieß der Bedauernswerte. Während der sich am LTV-Kapitän abrieb, fanden seine Kollegen wenige Lücken in der Fünfer-Linie hinter Scherer und kaum ein Vorbeikommen an den prächtigen Reflexen von Marc Ross.

"Das Team hat sich gefunden", lautete Eryk Kaluzinskis einfache Formel für den Fortschritt. Vor allem aber hat er selbst seine Form gefunden. Er schritt vorne weg, der Rest hakte sich engagiert unter. Gemeinsam ließen die Leichlinger nicht eine Coburger Führung zu und schafften es trotzdem, den fälligen Erfolg mit einem 59 Minuten langen Spannungsbogen zu verbinden.

Während Kaluzinski im Augenblick des Glücks etwas auf die Bremse trat ("Wir müssen jetzt am Boden bleiben und die Euphorie mitnehmen"), durfte einer die Halle im gesteigerten Stimmungshoch verlassen: der frischgebackene Vater Scherer. Zwei Siege und die Geburt des gesunden Töchterchens Ida verdichteten sich für ihn zu einer perfekten Woche. Steigerung kaum möglich. Oder? "Och", meinte Scherer, "noch mehr Kinder und noch mehr Siege." Also, die nächsten Punkte winken am Freitag, alles andere bleibt privat.

(RP)
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