Leverkusen Raubritter-Methoden

Leverkusen · Sie versuchen's per Telefon oder direkt an der Haustür: Auch in Leichlingen und Leverkusen gehen unseriöse Firmen auf Kundenfang. Gerade vertrauensselige ältere Menschen können leicht zu Opfern mieser Maschen werden.

Die Masche lief immer nach einem ähnlichen Strickmuster ab: Ältere Menschen in Leichlingen und Leverkusen erhielten in den vergangenen Wochen Anrufe, in denen ihnen der Besuch eines Interviewers angekündigt wurde. Mal sollte die Umfrage die Situation von Senioren in der Blütenstadt beleuchten, mal ging es angeblich um eine Studie im Auftrag des Apothekenverbandes. In Wirklichkeit sollte den Angerufenen ein Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden (wir berichteten).

Täglich zig Fälle

Beschwerden über solche Vorgehensweisen lägen ihr aktuell zwar nicht vor, berichtete Sylvia Zimmermann von der Verbraucherzentrale in Leverkusen gestern auf RP-Anfrage. Wohl aber müsse sich die Verbraucherzentrale täglich mit zig Fällen beschäftigen, in denen Bürgern am Telefon oder an der Haustür Verträge untergejubelt wurden, ohne dass sich die "Kunden" dessen überhaupt bewusst waren. "Was viele Menschen nicht wissen: Verträge können auch ohne Unterschrift zustande kommen", sagt Zimmermann. Es gebe sogar nur vergleichsweise wenige Verbraucherverträge, bei denen die Schriftform vorgeschrieben sei.

Dennoch habe man in den meisten Fällen die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen, urteilt die Verbraucherschützerin. Wichtig sei, schriftliches Material des "Vertragspartners" nicht wegzuwerfen, sondern genau zu studieren und dann auch umgehend zu reagieren. 14 Tage lang können Kunden von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen (Zeitschriftenabos unterliegen dem Widerspruchsrecht allerdings nicht). Wenn dem Kunden gar keine Auftragsbestätigung zugeht, kann er den Vertrag ohnehin anfechten. Ein Widerruf sollte laut Zimmermann stets per Einschreiben erfolgen. "Faxen oder anrufen bringt in der Regel nix", warnt sie.

Ein Problem: Gerade ältere Menschen werden Opfer der Raubritter-Methoden unseriöser Unternehmen und sind damit überfordert, sich zur Wehr zu setzen. Notfalls sollten sie sich an eine Vertrauensperson, an die Polizei oder direkt an die Verbraucherzentrale wenden, rät Zimmermann. Und dies möglichst schnell, damit keine wertvolle Zeit verloren geht, in der Widerspruch eingelegt werden könnte.

Wenn Anrufer eine Umfrage ankündigen, empfiehlt Zimmermann, sich die vollständige Firmenbezeichnung mit kompletter Adresse geben zu lassen. Wenn nur ein Postfach genannt werde, sei dies schon "Käse", warnt die Fachfrau. Zudem solle man sich klarmachen, dass Firmen mit Umfragen stets etwas bezweckten: Adressen für Werbung zu sammeln etwa, oder etwas zu verkaufen. "Da sollte man sich fragen, ob man das wirklich will", sagt Zimmermann. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte unbekannten Besuchern die Haustür gar nicht erst öffnen bzw. bei unbekannten Anrufern sofort auflegen, ohne sich auf Diskussionen einzulassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort