Wegberg Bürger fordern längere Parkzeiten

Wegberg · Nach Einführung des kostenpflichtigen Parkens klagen Einzelhändler und Ärzte über gehetzte Kunden und Patienten. Bürger fordern, dass die Parkzeiten ausgeweitet werden sollen. Die Stadtverwaltung zeigt sich gesprächsbereit.

 Typische Parksituation auf dem Wegberger Burgparkplatz an einem Mittwochvormittag: Während die Parkplätze im kostenfreien Bereich (vorne links) komplett belegt sind, stehen die meisten kostenpflichtigen Parkplätze (hinten) leer.

Typische Parksituation auf dem Wegberger Burgparkplatz an einem Mittwochvormittag: Während die Parkplätze im kostenfreien Bereich (vorne links) komplett belegt sind, stehen die meisten kostenpflichtigen Parkplätze (hinten) leer.

Foto: Michael Heckers

Auch vier Monate nach seiner Einführung sorgt das kostenpflichtige Parken in der Wegberger Innenstadt für reichlich Diskussionsstoff. Kritisch begleiten vor allem die Geschäftsleute das Thema. "Seit der Einführung der Parkgebühren beschweren sich immer öfter Kunden, dass die Höchstparkzeit, zum Beispiel für gemütliches Bummeln oder den Besuch beim Frisör oder Arzt, nicht ausreichend ist", heißt es in einem Bürgerantrag, der im Dezember bei der Wegberger Stadtverwaltung eingegangen ist.

Seit dem 12. September 2016 ist das Parken auf den meisten Parkplätzen in der Wegberger Innenstadt kostenpflichtig. Der Rat der Stadt Wegberg hatte dies am 1. März beschlossen, unter anderem, weil die Mühlenstadt, die rund 50 Millionen Euro Schulden hat, sparen und neue Einnahmequellen erschließen muss. Die 13 aufgestellten Parkautomaten werden montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr betrieben. Samstags, sonntags und an Feiertagen bleibt das Parken kostenfrei. Außerdem gibt es unter anderem am Forum, an der Venloer Straße und auf dem Burgparkplatz weiterhin Flächen, wo fürs Parken keine Gebühr gezahlt werden muss. Die Parkgebühren betragen zehn Cent je angefangene zehn Minuten, also 60 Cent pro Stunde. Die Höchstparkdauer liegt an der Kreuzherrenstraße und an der Straße Rathausplatz jeweils bei einer Stunde, im Bereich aller übrigen Parkscheinautomaten bei zwei Stunden.

Schon wenige Wochen nach Einführung der Parkgebühren klagten Einzelhändler über negative Entwicklungen. Birgitte Buttler, die ein Second-Hand-Modegeschäft in der Fußgängerzone an der Hauptstraße betreibt, bezifferte ihre Umsatzeinbußen auf 75 Prozent. Margit Feller vom Kosmetik- und Nagelstudio Bodyline an der Bahnhofstraße sagte, die Wegberger Innenstadt und die Parkplätze seien noch nie so leer gewesen wie seit Einführung der Parkgebühren. Nachdem unsere Redaktion darüber berichtet hatte, lud Bürgermeister Michael Stock Anfang November Gewerbetreibende und Anlieger der Innenstadt zu einem Gespräch in die Wegberger Mühle ein. "Die Parkgebühren können wir nicht mehr verhindern, damit müssen wir irgendwie umgehen. Aber wir können für Verbesserungen sorgen", sagt Ulrich Kirch, Sprecher der Werbegemeinschaft. Er sieht eine Reihe von Optimierungsmöglichkeiten, die im Sinne aller Bürger seien. "Seit der Einführung der Parkgebühren beschweren sich immer öfter Kunden, dass die Höchstparkzeit einfach nicht ausreicht - zum Beispiel für gemütliches Bummeln oder für den Besuch beim Frisör oder Arzt", erklärt Ulrich Kirch. Daher fordern die Wegberger Geschäftsleute auch im Sinne ihrer Kunden, dass die Höchstparkdauer von einer oder zwei Stunden (je nach Standort) auf vier Stunden verlängert wird. Ein gleichlautender Bürgerantrag liegt der Stadtverwaltung bereits vor. "So können nicht nur Kunden, Gäste und Patienten ihren Besuch nach eigenem Ermessen verlängern, sondern auch die Mitarbeiter in den Geschäften, Praxen und mit öffentlichen Arbeitsplätzen haben die Möglichkeit, einen Parkplatz kostenpflichtig zu belegen", sagt Kirch. Da der Parkdruck in Wegberg nicht so groß sei wie in Großstädten, hält die Werbegemeinschaft die Ausweitung der Parkzeiten für problemlos umsetzbar. "Damit wäre allen geholfen", heißt es.

Konfrontiert mit dieser Forderung der Geschäftsleute kündigt Ordnungsamtsleiter Ulrich Schulz gegenüber unserer Redaktion an, dass geprüft werde, ob an der Bahnhofstraße die Parkzeit von bisher 60 auf künftig 90 Minuten ausgeweitet werden könnte. "Wir werden der Politik gegebenenfalls einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten", sagt Schulz.

Der Verkehrsausschuss wird sich voraussichtlich nach der Sommerpause mit dem Thema Parkgebühren beschäftigen. "Erst dann, wenn wir unterschiedliche Witterungsverhältnisse und die Lage beispielsweise während der Ferienzeiten erlebt haben, können wir die Parksituation abschließend beurteilen", erklärt Schulz. Nach Angaben des Ordnungsamtsleiters führt die Stadtverwaltung eine Liste, auf der Verbesserungsvorschläge aus den Reihen der Bürger zum Thema Parkgebühren festgehalten werden. Daraus werde er Vorschläge erarbeiten, über die der Stadtrat abstimmen soll. Bis zum Herbst werden sich die Bürger allerdings noch gedulden müssen.

(RP)
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