Krefeld Das richtige Krieewelsch-Wort für jeden Tag

Krefeld · Bettina Liebsch gibt Postkarten mit 100 Mundart-Begriffen heraus: Wimmelbilder für Sprachliebhaber und Krefelder.

 Bettina Liebsch mit ihrem Vokabelposter: 100 Begriffe in Krefelder Mundart sind in Krefelder Farben auf schwarzen Grund gedruckt.

Bettina Liebsch mit ihrem Vokabelposter: 100 Begriffe in Krefelder Mundart sind in Krefelder Farben auf schwarzen Grund gedruckt.

Foto: Thomas Lammertz

Im Grunde ist es eine Liebeserklärung: Bettina Liebsch hat genau hingehört, wenn sich Krefelder unterhalten haben. Dabei ist ihr aufgefallen, dass Urteile und Gefühlsregung in Krefelder Mundart immer auf dem Punkt saßen — meist so genau, dass das hochdeutsche Synonym daneben verblasst. "Ferkesfreut" — eines ihrer Lieblingswörter — klingt einfach herzlicher als "saumäßigen Spaß" zu haben, ein Wibbelsteärz bezeichnet einen Zappelphilipp netter als die Diagnose ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) und ein Weichei zu sein trifft härter, denn als Bange Zibbel bezeichnet zu werden.

Mehr als 100 Krefelder Wörter hat sie deshalb grafisch auf eine Form gebracht. "Krieewelsch to go" heißt die kleine Auflage von 1500 Postkarten und 250 Plakaten, die die Inhaberin des Kunsthauses Steinbach in ihrem Geschäft an der Rheinstraße vertreibt.

"Für viele, besonders für junge Leute gilt Krieewelsch als angestaubt. Das liegt daran, dass sie die Bedeutung nicht kennen. Aber Krieewelsch hat einen großen Witz und Wärme. Natürlich gibt es auch böse Worte, aber die habe ich mal außen vor gelassen", sagt sie. Denn die Sammlung, in der sich wie auf einem Wimmelbild Wörter und Begriffe suchen und entdecken lassen, besteht aus jenen Nettigkeiten, die sie selbst als positiv eingestuft hat: der Schwaadlapp findet sich da ebenso wie die Schreckschruuv, die Schrappnell und der fiese Möpp.

"Bei uns zu Hause wurde Hochdeutsch geredet", erzählt Liebsch. Aber als sie ihre Lehre bei Steinbach begann, schnappte sie in der Werkstatt Krieewelsch-Vokabular auf. "Ich bin sehr groß und wurde dort immer Lulatsch genannt, das habe ich als liebevolle Neckerei empfunden." Lulatsch gehört natürlich auch zu den Postkarten-Wörtern.

Auf schwarzem Grund prangen sie in den Krefelder Stadtfarben. Während sich die Bedeutung von Konjäcksje und Jrillaschtaat noch leicht erschließt, gibt es auch Herausforderungen: ein Mottefiffi ist eine Perücke, hönkesmüsch meint hundemüde und Plüschprumm bezeichnet einen Pfirsich. "Eigentlich kann man jeden Tag einen Begriff finden, der passt", sagt Liebsch. Mal fühlt man sich "plümerant"(unwohl), mal ist man "objebrasselt" (aufgehübscht) ioder es fehlt einem der richtige "Kawupptich" (Schwung). Und es kann "Ferkesfreut" machen, nicht alles immer nur cool oder uncool zu finden.

Postkarte 1,50 Euro; Poster 8,95 Euro; erhältlich in der Kunsthandlung Steinbach, Rheinstraße 34

(RP)
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