Korschenbroich Korruption: 19 riskante Stellen

Korschenbroich · 19 von 220 Beschäftigten der Stadt Korschenbroich arbeiten auf Stellen, die besonders korruptionsgefährdet sind. Das ergab eine Untersuchung des Antikorruptionsbeauftragten. Eine Liste von Vorbeugemaßnahmen gibt es auch.

Ein Jahr lang hat Markus Drohen die Arbeitsabläufe seiner Kollegen untersucht. Sind die Aufgaben und Bedingungen so gestaltet, dass diese Stelle besonders anfällig ist für Bestechung und Mauscheleien?

Das wollte der Organisationsfachmann und Antikorruptionsbeauftragte der Stadtverwaltung wissen. Das Ergebnis seiner Arbeit liegt jetzt auf dem Tisch: 19 von gut 220 städtischen Beschäftigten — vom Dezernenten oder Bauamtsmitarbeiter bis hin zu 90 Erzieherinnen in Kindergärten — arbeiten an Stellen mit einem hohen Korruptionsrisiko.

Welche Mitarbeiter auf diesen 19 Stellen sitzen, will die Stadtverwaltung nicht öffentlich kundtun. Aber so viel mag Drohen verraten: Jeweils fünf der 19 Stellen sind in den Verwaltungsbereichen 1 (Zentrale Dienste, Rechnungsprüfung, Schule, Sport, Kindergärten, Wirtschaftsförderung) und 2 (Ordnungsamt, Personalamt, Soziales, Bauplanung und Bauordnung) angesiedelt; die restlichen neun Stellen befinden sich im Fachbereich 3 (Hoch- und Tiefbau, Finanzen, städtische Eigenbetriebe).

Dass die Stadt keine personenbezogenen Angaben über die 19 Stellen machen will, liegt daran, dass Dorhens "Korruptionsatlas" lediglich ein Gefährdungspotential aufdeckt und keinerlei Hinweise oder Indizien für tatsächliche Korruption erbracht hat.

Drohens Untersuchung hat vorbeugenden Charakter. Sie sollte der Stadt zunächst einmal ein Bild der Gefährdungslage liefern. Drohen hat zu diesem Zweck nicht nur mit den Leitern der einzelnen Ämter gesprochen, sondern auch versucht, die übrigen Mitarbeiter bis hin zu den Erzieherinnen in den städtischen Kindergärten in Vorträgen für das Thema zu sensibilisieren. Außerdem mussten die Beschäftigten Fragebögen zu ihrer Arbeit und ihren Arbeitsabläufen beantworten.

Darin war beispielsweise anzugeben, ob ein Mitarbeiter Ausschreibungen für städtische Aufträge gestaltet, ob er Aufträge erteilt oder ob er Nebentätigkeiten ausübt.

Der gestern Abend dem Hauptausschuss des Stadtrates präsentierte Bericht nennt zudem eine Liste von vorbeugenden Maßnahmen, mit denen die Stadt künftig das Korruptionsrisiko gezielter reduzieren sollte: Einführung oder Verstärkung des Prinzips, heikle Gespräche oder Vorgänge im Beisein von Kollegen zu führen oder von mehreren Mitarbeitern beäugen zu lassen; verstärkte Dienstaufsicht; Auftrennung von Vorgängen; regelmäßiger Wechsel auf einer Stelle oder Wechsel von Aufgaben zu anderen Mitarbeitern.

Ein Auge darauf zu haben, ob solche Maßnahmen künftig ergriffen werden, wird Drohens Aufgabe in den nächsten Jahren sein. Besonderes Augenmerk liegt auf den 19 besonders gefährdeten Stellen. Außerdem will die Stadt den Antikorruptionsbericht der Kommunalaufsicht des Kreises vorlegen.

(RP)
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