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Korschenbroich Die Burg mit dem seltsamen Spitznamen

Korschenbroich · Die Wasserburg "Haus Glehn" ist noch unter einem anderen Namen bekannt: Fleckenhaus. Dass dieser nichts über den Zustand des ehemaligen Adelssitzes aussagt, fällt jedem sofort auf, der vor dem idyllischen Anwesen steht.

 Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt sitzt vor seinem Anwesen: Seit 1937 ist die Wasserburg "Haus Glehn" im Besitz seiner Familie. Heute wird die Burg sowohl als landwirtschaftlicher Betrieb als auch als Wohnhaus genutzt.

Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt sitzt vor seinem Anwesen: Seit 1937 ist die Wasserburg "Haus Glehn" im Besitz seiner Familie. Heute wird die Burg sowohl als landwirtschaftlicher Betrieb als auch als Wohnhaus genutzt.

Foto: L. berns

Spitznamen halten sich hartnäckig - manchmal sogar über Jahrhunderte. So ist das auch mit Haus Glehn, das ebenso unter dem Namen Fleckenhaus bekannt ist. "Wir bevorzugen aber den Namen Haus Glehn, um den Bezug zum Ortsteil herzustellen", sagt Hausherr Wolfgang Wappenschmidt. Unter diesem Namen lässt sich der ehemalige Adelssitz sogar bis ins Mittelalter zurückverfolgen.

Erst als das ursprüngliche Haus Glehn abbrannte und durch Dietrich Fleck von der Balen im Jahre 1560 neu errichtet wurde, bekam es den Namen Fleckenhaus: "Fleck" bezieht sich dabei auf den Namen des Besitzers, während das "en" eine alte Genitivform ist - das Haus des Flecken. Dass seine Zeitgenossen den ländlichen Adelssitz nach ihm benannten, kam nicht von ungefähr und lag an der damals höchst modernen Erscheinung des Hauses.

Denn der Bauherr errichtete ein Schlösschen mit Stilelementen der niederländischen Renaissance: mit einem vorgelagerten Treppenturm im Westen, mit einem runden Eckturm mit Zwiebelhaube im Nordosten und mit einer durch große Fenster, Friese und Medaillons gegliederten Fassade. Auf wehrhafte Elemente, wie sie der Vorgängerbau vermutlich noch aufwies, legte er keinen Wert mehr. Die Schießscharten am Treppenturm waren nur noch Zierrat und ohne Funktion.

Bis heute gehört noch eine Vorburg zu Haus Glehn, die aus einem Torhaus und den Wirtschaftsgebäuden besteht. Früher war sie durch einen Wassergraben vom Herrenhaus getrennt. Doch dieser ist heute längst zugeworfen. Aber das gesamte Anwesen wird immer noch von einem Burggraben umgeben, der einst als wehrtechnische Anlage diente.

Großen Schutz boten die Wassergräben Fleck von der Balen allerdings nicht: 1584 wurde er im Truchsessischen Krieg bei einem nächtlichen Überfall durch niederländische Soldaten erschlagen. In die Glehner Geschichte sollte er als streitsüchtig eingehen. Fleck von der Balen, der zum Calvinismus übergetreten war, missachtete die katholischen Feiertage und ließ ausgerechnet am Fest des Pfarrpatrons St. Pankratius Holz schlagen. Die erbosten Glehner zogen bis vor den Kölner Erzbischof, um sich über den adeligen Nachbarn zu beschweren. Die Liste der Eigentümer, die nach seinem Tod folgten, ist lang. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden einige Um- und Anbauten an Haus Glehn vorgenommen. "Das war vor unserer Zeit", sagt Wolfgang Wappenschmidt, dessen Großvater Willy Wappenschmidt die Wasserburg im Jahre 1937 erworben hatte.

Er nutzte die Wirtschaftsgebäude für seinen landwirtschaftlichen Betrieb, den Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, mit seinem Sohn weiterführt. "Ich bin in einer traumhaften Umgebung aufgewachsen", sagt der engagierte Landwirt. "Wir haben Flöße gebaut, mit denen wir über die Wassergräben gefahren sind."

(RP)
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