Kleve Schottheides Bildstock zerstört

Kleve · Wieder haben Unbekannte einen Teil der Gedenkstätte des Bombenangriffs auf Kranenburg am 17. September 1944 verwüstet. Der Bildstock wird schon seit 27 Jahren von Leo Reintjes gepflegt. Er ist tief enttäuscht und hat Angst.

 Leo Reintjes hat die zerstörte Laterne bei einem seiner fast täglichen Besuche der Gedenkstätte entdeckt.

Leo Reintjes hat die zerstörte Laterne bei einem seiner fast täglichen Besuche der Gedenkstätte entdeckt.

Foto: Evers

Kranenburg-schottheide Die Scheiben der gläsernen Laterne sind eingeschlagen – überall liegen Scherben herum. Die Gedenktafel ist mit Kerzenwachs beschmiert, genau wie der Glaskasten. Enttäuscht blickt Leo Reintjes auf das Werk der Vandalen. "Das ist das zweite Mal in zwei Wochen, dass der Kasten zerstört und alles beschmiert wird", erzählt er. Den Bildstock an der Fasselter Straße hat er 1985 gemeinsam mit anderen Zeitzeugen in Gedenken an den Bombenangriff auf Kranenburg 1944 errichtet. Doch der Respekt vor der Geschichte des Ortes sei in den vergangenen Jahren immer weniger spürbar. "Statt dessen verwüsten Unbekannte mehrmals jährlich den Bildstock", so der Rentner.

 Die Scheiben herausgeschlagen, das Wachs wurde überall vergossen.

Die Scheiben herausgeschlagen, das Wachs wurde überall vergossen.

Foto: Evers, Gottfried

Wer hinter der Verwüstung des Bildstocks steckt, das wissen weder Reintjes noch die Anwohner oder die Polizei. "Das passiert meistens an den Wochenenden, und in den Ferien öfter als sonst", berichtet Reintjes. "Besonders schlimm ist es, wenn die Kirmes oder Tanzveranstaltungen stattfinden." Der Kranenburger vermutet, dass Jugendliche die Scheiben einschlagen und die Gedenkstätte mit Wachs beschmieren – doch Zeugen gibt es nicht. "Den Anwohnern kann man das nicht zum Vorwurf machen. Die haben auch Angst, wenn Betrunkene durch die Straßen laufen, und gehen dann natürlich auch nicht raus. Ich verstehe das."

Eine Anzeige gegen Unbekannt und Aufräumarbeiten – für Leo Reintjes ist es ein Kampf gegen Windmühlen. "Auch die Polizei ist machtlos. Wir können nichts weiter tun, als hier aufzuräumen – wieder einmal." Unterstützung erhält der Rentner von seiner Frau und seinem Sohn. Er selbst schafft es nicht mehr, den Schaden alleine zu beseitigen. "Mit über 80 Jahren bin ich nicht mehr so gut auf den Beinen", sagt der ehemalige Ortsvorsteher.

Neue Scheiben – die hat er auf Vorrat immer im Kofferraum mit dabei. "Schlimmer als die kaputten Scheiben sind die Schmierereien mit Wachs. Darin enthalten sind Öle, die ganz schlecht wegzukriegen sind. Da muss ich mit Säure ran."

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Vandalismusschäden tatsächlich gehäuft. "Die, die damals beim Bombenangriff mit dabei waren, sterben nach und nach. Eigentlich soll der Bildstock an die Ereignisse erinnern. Statt dessen vergessen die Jüngeren, was hier passiert ist, und gehen so respektlos damit um."

Die Gedenkstätte selbst mit der Mariafigur bleibt bei den Angriffen relativ unbeschadet. Sie ist mit einem Gitter und Panzerglas gesichert. "Vorher wurde auch diese Scheibe regelmäßig eingeschlagen. Jetzt geht das nicht mehr." Doch es wird weiter versucht: Rund um die Scheibe ist zu sehen, dass man probiert hat, die Steine auszuhebeln.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort