Kleve Finale des Musiksommers Campus Kleve

Kleve · Eine Woche lang an Musik arbeiten, mit ihr einschlafen und wach werden, verschiedene Flügel, Klaviere und Aufführungsorte kennenlernen - und am Ende ein Diplom in den Händen halten: das haben die Teilnehmer des ersten Teils des 8. Internationalen Musiksommer Campus Cleve gerade beim 8. Heinrich-Neuhaus-Meisterkurs erlebt. Auf der Wasserburg Rindern feilten sie eine Woche lang an ihren Fähigkeiten unter der Anleitung der Dozenten Kristien Roels (Kammermusikalische Begleitung, Violine), Prof.

Georg Friedrich Schenck und Prof. Boguslaw Strobel (Klavier). Beim Abschlusskonzert in der Wasserburg Rindern erhielten die neun Studenten nicht nur ihr Diplom, sondern gaben auch ihr Können am Kawai-Flügel zum Besten. Trotz Sturm und Regen kamen gut 100 Zuhörer in die Hauskapelle, die sich von der Atmosphäre und Akustik her sehr schön als kleiner Konzertsaal eignet. Und jeder dieser jungen Pianisten, die schon einige ausgezeichnete Wegstellen in ihren Lebensläufe vorzuweisen haben, möchte mit den Tasten etwas erzählen, zeigt etwas von der Persönlichkeit her in den paar Minuten Musik.

Laura Mercedes Sanchez spielte eine Chopin Nocturne in e-Moll berührend weich und perlend. Dagegen packte der ihr folgende Angel Laguna Herrera bei der Chopin Nocturne f-Moll geradezu zu, härter im Anschlag, Momente bedenkend, eine durchdachte Aufführung. Jun Zhao fing die gefällige Spritzigkeit von Haydns 3. Satz aus der Sonate Es-Dur Hob. XVI:49 gut ein und gab sie an die Zuhörer weiter. Die erst 13 Jahre alte Clara Strobel zeigte sich als geborenes Talent: Sie holte aus Karol Szymanowskis Etüde op.

4, Nr. 3 in b-Moll ausdrucksstark das Düstere und Helle heraus und spielte mit einer beeindruckenden Tiefe. Andrea Garcia Toran interpretierte Mozarts Allegro aus der Sonate G-Dur, KV 283, das gerne noch etwas "mehr Mozart" hätte sein dürfen, aber natürlich trotzdem ihr Talent demonstrierte. Es folgte Max Philip Klüser, der bereits zum wiederholten Male am Meisterkurs teilnahm. Er interpretierte Beethovens Moderato cantabile, molto expressivo aus der Klaviersonate op.

110 in der Tat expressiv, dabei empfindsam. Ein schönes Erlebnis dann das Ehepaar Dorota und Pawel Motyczynski gemeinsam am Flügel zu Maurice Ravels Auszügen aus "La mère l'oye" - eine eigentlich eher simplere Musik, von der eine starke Wirkung ausgeht, gerade in der raffinierten Aufführung zu vier Händen. Benjamin Mead beschloss die Diplomvergabe mit Heiner Frosts Toccata op. 47, die er mit viel Effet vortrug.

Alle ernteten gebührenden Applaus für den facettenreichen Vortrag und ihre beeindruckende Leistung der vergangenen Woche, in der die jungen Studenten jeden Tag in Abendmusiken konzertierten. Die zweite Hälfte des Meisterkurses mit neuen Teilnehmern folgt nun bis zum 01. August und endet wieder mit der Diplomvergabe um 19 Uhr in der Hauskapelle der Wasserburg Rindern.

(Bamü)
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