Kleve Erntezeit – Unfallrisiko steigt

Kleve · Wenn Landwirte ihre Feldfrüchte mit Traktoren und großen Anhängern abtransportieren, schätzen Autofahrer das Tempo der Transporte oft falsch ein. Schwere Unfälle sind immer wieder die Folge. Die Ursachen sind vielschichtig.

 Immer wieder ergeben sich gefährliche Situationen, wenn die Traktoren mit ihren schweren Anhängern von den Feldern auf Landstraßen einbiegen. Sind die Hänger beispielsweise mit Strohballen, die 300 bis 350 Kilo pro Stück wiegen, beladen, kommen die Transporte nur langsam um die Kurve.

Immer wieder ergeben sich gefährliche Situationen, wenn die Traktoren mit ihren schweren Anhängern von den Feldern auf Landstraßen einbiegen. Sind die Hänger beispielsweise mit Strohballen, die 300 bis 350 Kilo pro Stück wiegen, beladen, kommen die Transporte nur langsam um die Kurve.

Foto: Klaus Dieter Stade

Auf den Äckern im Kleverland ist die Getreideernte in vollem Gange. Überall schaffen Landwirte — meist übertragen sie die Arbeiten Lohnunternehmern — mit PS-starken Traktoren und langen Anhängern Getreide und Strohballen von ihren Feldern. Auf den Straßen erhöht sich durch die Transporte das Unfallrisiko.

Erst Anfang der Woche setzte ein Autofahrer in Willich zum Überholen eines Traktors samt Anhängern an, prallte aber, da er das Tempo des Traktors unterschätzt hatte, frontal mit einem entgegenkommenden Pkw zusammen. Tragische Bilanz: zwei Tote. Auch im Kreis Kleve passieren während der Ernte laut Polizei immer wieder schwere Unfälle. Allein im ersten Halbjahr 2011 (aktuellste Statistik) waren es zwölf.

Die Ursachen sind vielschichtig. "Die meisten Unfälle mit land- und forstwirtschaftlichen (lof) Fahrzeugen ereignen sich beim Ein- oder Abbiegen, wenn lof-Führer die Geschwindigkeit der sich nähernden Fahrzeuge unterschätzen oder unzureichende, durch Ladegut versperrte Sicht haben. Auch technische Ursachen sind festzustellen", sagt der Klever Polizeisprecher Heinz Vetter.

Für besonders gefährlich hält es Heinz Vetter, wenn Anhänger mit 25-km/h-Schild am Heck dank einer PS-starken Zugmaschine mit 40, 50 oder 60 km/h unterwegs sind. Das ist verboten, kommt nach Vetters persönlicher Erfahrung aber immer wieder vor. Das Schild suggeriere Autofahrern, der landwirtschaftliche Transport sei nur 25 km/h schnell, und verleite sie, da das wirkliche Tempo wesentlich höher sei, zu riskanten Überholmanövern.

Lohnunternehmer wie Heiner Vermaasen aus Kalkar/Emmericher Eyland kritisiert zwar auch die riskante Fahrweise von Pkw-Fahrern. "Die ziehen einer nach dem anderen an Treckern vorbei — auch im Überholverbot." Zugleich gibt der Kalkarer zu: "Viele der 25-km/h-Anhänger fahren mit 40 oder 50 km/h." Der Bedburg-Hauer Lohnunternehmer Joachim Welmanns bestätigt dies und ergänzt: "Es sind noch viele 25-km/h-Anhänger unterwegs." Der extreme Zeitdruck, unter dem die Ernte erfolgen müsse, führe zu solchen Verstößen.

Auch Lohnunternehmer Theodor Nielen aus Kleve-Düffelward, dessen Betrieb seit 75 Jahren besteht und der zu den größten seiner Art im Kleverland zählt, ist die Problematik bewusst. Er sieht darüber hinaus jedoch in modernen-PS-starken Schleppern, die 50, 60 km/h schnell werden können, eine Gefahr, da Lohnunternehmer zwar kaum 25-km/h-Hänger hätten, aber meist Anhänger einsetzen würden, die nur bis Tempo 40 km/h geeignet seien.

Wer zehn km/h schneller fahre, geht seiner Ansicht nach ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko ein. Das ganze Fahrverhalten der Fahrzeuge verändere sich bei höherem Tempo enorm. Theodor Nielen geht diese Gefahr nicht ein. Er sagt: "Bei mir ist kein Schlepper schneller als 40 km/h. "

Die Polizei verlässt sich nicht auf solche Einsicht. Sie führt nach Auskunft von Sprecher Heinz Vetter "lagebedingte Kontrollen" durch.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort