Kevelaer Mofa-Tuning ist simpel und gefährlich

Kevelaer · Der eigene Roller kann nicht schnell genug fahren. Deshalb tüfteln viele Jugendliche an ihren Zweiräder herum, um das Maximum an Tempo herauszuholen. Das ist nicht nur sehr gefährlich, sondern auch eine Straftat.

 Polizeibeamte schauen bei Motorrollern von Jugendlichen ganz genau hin, ob die Zweiräder von ihren Fahrern "frisiert" wurden.

Polizeibeamte schauen bei Motorrollern von Jugendlichen ganz genau hin, ob die Zweiräder von ihren Fahrern "frisiert" wurden.

Foto: Polizei

Für Jugendliche ist Rollerfahren ein Riesenspaß. Viele finden jedoch, auf einem Mofa mit Tempo 25 über die Landstraße zu schleichen, nicht lustig, sondern total langweilig. Also muss die Drosselung raus, damit die Kiste schneller fährt.

Was wie ein dummer Jungenstreich klingt, ist nicht zu unterschätzen. "Wer mit seinem Roller schneller als 25 km/h fährt, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer", sagt Manuela Schmickler, Sprecherin der Polizei in Kleve. Und deshalb greift die Polizei hart durch, wenn sie Jugendliche auf "frisierten" Mofas erwischt. "Das ist keine bloße Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat", betont Schmickler. Denn wer mit seinem Roller schneller als die vorgeschriebenen 25 km/h fahren will, benötigt einen Führerschein. Wer keinen hat, — sondern nur eine Mofaprüfbescheinigung — ist ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs. Paragraf 21 Straßenverkehrsgesetz stellt das unter Strafe. Während Erwachsene (bei Pkw-Delikten) mit Geld- oder Freiheitsstrafen rechnen müssen, bekommen Jugendliche häufig Sozialstunden. Es sind aber auch andere Maßnahmen aus dem Jugendgerichtsgesetz (JGG) möglich. 232 Fälle mit getunten Mofas hat die Polizei im gesamten Kreis Kleve bisher registriert. Im gesamten Jahr 2011 kam das 272-mal vor. Einige Täter kommen auch aus dem Raum Kevelaer/Weeze. Die machen dann häufig Bekanntschaft mit den Jugendrichterinnen am Gelderner Amtsgericht. "Mofas frisieren gehört zu den typischen Jugenddelikten und kommt hier in der Gegend häufig vor", sagt Charlotte Altmiks. Doch nicht jeder Fall landet automatisch auf ihrem Tisch. "Es gibt das so genannte Diversionsverfahren, bei dem Jugendamt und Staatsanwaltschaft eine geeignete Maßnahme für den Täter finden, ohne dass es zur Gerichtsverhandlung kommt." Das gilt aber nur für diejenigen, die erstmalig in Erscheinung getreten sind. Bei Wiederholung droht das gerichtliche Verfahren. "Am Ende des Diversionsverfahrens stehen häufig Sozialstunden oder Erziehungsgespräche", sagt Altmiks.

Mofas zu tunen, ist keine große Sache, sagt Wilfried Zech, Leiter der Abteilung Prüfwesen bei der Dekra in Moers. "Es gibt verschiedene Möglichkeiten seinen Roller schneller zu machen", sagt er. Das Entfernen der Drosselung bringt das Mofa auf 45 km/h. Das sei zumindest aus technischer Sicht unbedenklich, sagt Zech, weil die Roller so vom Werk hergestellt werden und die Drosselung nachträglich eingebaut wird. Weitere "Arbeiten" an Auspuff, Vergaser und Luftfilter können Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 km/h möglich machen. Und auch elektronisch gibt es einige Tricks. "Die Jugendlichen sind sehr erfinderisch. Im Internet finden die auf Youtube und in Chats alle Infos, die sie brauchen", sagt Zech. Gefährlich ist das zu schnelle Fahren deshalb, weil die Zweiräder nicht auf solche Geschwindigkeiten ausgerichtet sind. Bremsen, Reifen und Federung halten dem Tempo auf Dauer nicht Stand.

"Wird ein Jugendlicher mit einem getunten Modell erwischt, bekommt er von der Polizei eine Mängelliste, auf der vermerkt ist, was an dem Roller nicht stimmt", erklärt Lothar Panzkram von der Dekra-Außenstelle in Kevelaer. Er kontrolliert, ob die Liste abgearbeitet und der Roller korrekt zurückgerüstet wurde. Landet der Jugendliche außerdem vor Gericht, droht neben Sozialstunden auch die Sperre der Fahrerlaubnis. "Der Pkw-Führerschein muss dann erstmal warten", sagt Manuela Schmickler.

(RP)
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