Kaplan Martin Klüsener "Beim Abschied habe ich feuchte Augen"

Kevelaer · Kaplan Martin Klüsener packt und wechselt in die Gemeinde St. Margareta in Wadersloh bei Lippstadt. Die offizielle Verabschiedung ist am Sonntag, 15. September, ab 11.45 Uhr mit einer Heiligen Messe in der Basilika von St. Marien.

 Kaplan Martin Klüsener ganz entspannt beim Interview im Innenhof des Priesterhauses.

Kaplan Martin Klüsener ganz entspannt beim Interview im Innenhof des Priesterhauses.

Foto: Jürgen Venn

In zwei Wochen steht der Umzug an. Sie verlassen als Kaplan Kevelaer und werden Pfarrer in Wadersloh bei Lippstadt. Wie fühlt sich das an?

Klüsener Ich muss schon sagen, das ist ein harter Einschnitt, weil ich Kevelaer lieb gewonnen habe. Was es mir am schwersten macht, sind die Menschen, die ich verlasse. Bei meiner Verabschiedung am 15. September werde ich schon feuchte Augen haben.

Sie sind der erste Geistliche, der beim Rathaussturm der Schlüsselträger wurde. Bindet Sie das noch mehr an die Stadt?

Klüsener Ich habe das schon als große Ehre empfunden und viel Freude und Spaß an dieser Aufgabe gehabt. Der Schlüssel hängt bei mir im Flur, als Insigne. Mir ist gesagt worden, ich darf den Schlüssel behalten. Der kommt mit in die neue Wohnung und wird bestimmt nicht in irgendeiner Schublade verschwinden.

Was erwartet Sie in der Gemeinde in Wadersloh? Zur Gemeinde gehören etwa 14 000 Katholiken.

Klüsener Das ist schon eine Hausnummer. Allerdings muss man in Kevelaer nicht nur die Größe der Pfarrei St. Marien sehen mit 5200 Katholiken, sondern auch die Wallfahrt. Vom Arbeitspensum wird das in Wadersloh nicht mehr sein.

Vom Kaplan werden Sie zum Pfarrer. Was ändert sich?

Klüsener Ich bin jetzt seit zehn Jahren Kaplan und ich habe dadurch den ehrenwerten Titel "Dienstältester Kaplan im Bistum Münster". Das sage ich mit einem Schmunzeln. Von der Wahrnehmung steht der Pfarrer im Vordergrund und hat auch die letzte Verantwortung. Eigentlich wäre schon vorher der Zeitpunkt für mich gewesen, etwas Neues anzugehen, aber dann kam der Wechsel mit Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann. Der bat mich, noch zu bleiben. In die Rolle des Pfarrers durfte ich in der Übergangszeit von Stefan Zekorn zu Rolf Lohmann und nach dem Weggang von Klaus Wittke aus Winnekendonk für jeweils ein halbes Jahr reinschnuppern. Da habe ich erfahren, was es heißt, als Pfarrer die Gesamtverantwortung für eine Gemeinde zu haben. Auch dadurch fühle ich mich gewappnet und bereit für die neue Aufgabe.

Warum der Wechsel zur Pfarrgemeinde St. Margareta in Wadersloh?

Klüsener Das entscheidet der Bischof.

Haben Sie ein Mitspracherecht?

Klüsener Ja, vielleicht hätte ich Wünsche äußern können, aber ich habe darauf vertraut, dass der Bischof für mich etwas Gutes aussucht. Klar war, dass ich nach den Sommerferien wechseln soll und werde.

Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Kevelaer gekommen?

Klüsener Ich war bereits 2003, direkt nach meiner Priesterweihe, für vier Wochen in Kevelaer. Ich hätte aber niemals gedacht, dass ich hier Kaplan werde. Ich hatte keine Erwartungen. "Der liebe Gott will, dass du hier deinen Dienst machst, und es wird schon werden" lautete meine Devise. Das Vertrauen, zeigt sich, ist gerechtfertigt. Meine bisherigen Stationen waren immer schön.

Welche besondere Aufgabe gibt es in Ihrer neuen Gemeinde?

Klüsener Aus bisher fünf eigenständigen Gemeinden wurde eine Pfarrei geschaffen. Ich muss es schaffen, ein Gemeinschaftsgefühl hinzubekommen, alle zu integrieren. Dabei hilft mir ein Team von zehn hauptamtlichen Seelsorgern. Vielleicht kann ich vieles nicht so gut, aber ich glaube, ich habe eine integrative Kraft. Das ist es, was da, glaube ich, auch gebraucht wird.

In Kevelaer war Ihnen die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen so wichtig. Warum?

Klüsener Die Kinder und die Jugendlichen sind die Zukunft der Kirche. Es ist enorm wichtig, ihnen zu helfen, den Glauben an Christus kennenzulernen und eine Bindung zur Kirche herzustellen.

Gab es einige Höhepunkte innerhalb dieses Aufgabenbereichs?

Klüsener Das Beste, das ich an Jugendarbeit gemacht habe, waren die Radtouren in den Herbstferien. Wir sind mit bis zu 35 Leuten losgefahren. Das war immer super. Das hatte diesen Gemeinschaftsaspekt, ein bisschen Abenteuer und religiöse Akzente.

Wie kam es überhaupt zu Ihrer Entscheidung, Priester zu werden?

Klüsener Das ist eine sehr persönliche Frage. Sicherlich haben da viele Faktoren eine Rolle gespielt. Einerseits das katholische Elternhaus, dann auch das Messdienersein und dass ich gerne bete und Messen feiere. Nach meinem Empfinden ist es etwas, das gut tut. Diese Erfahrung möchte ich auch anderen ermöglichen.

Was sollten die Kevelaerer im Speziellen noch wissen?

Klüsener Was ich den Kevelaerern wünsche ist, dass sie immer die Einzigartigkeit von Kevelaer vor Augen haben und mit gewissem Stolz auf ihre Stadt und die Wallfahrt, die dazugehört, blicken. Ich hoffe, dass sie die Pilger nicht als Belastung empfinden, sondern als Bereicherung.

Wird es ein Wiedersehen geben?

Klüsener Sicherlich werde ich noch mal zu Besuch nach Kevelaer kommen. Allerdings sind 180 Kilometer eine große Distanz, und die neue Stelle ist auch ein großer Laden, wo ich nicht so einfach wegkomme. Ich gehe da ganz hin und bin dann auch ganz da.

Was nehmen Sie, außer der Erfahrung, noch aus Kevelaer mit?

Klüsener Die Freude am Katholisch-Sein, die einem hier immer wieder geschenkt wird. Außerdem nehme ich die vielen kleinen Devotionalien, die auf meinem Schreibtisch liegen, mit. Das sind Andenken von der Motorradwallfahrt und verschiedene Darstellungen der Mutter Gottes von Kevelaer.

DAS INTERVIEW FÜHRTE BIANCA MOKWA.

(bimo)
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