Hückeswagen Flüchtlinge sind die große Herausforderung

Hückeswagen · 288 Asylsuchende aus aller Welt leben zurzeit in Hückeswagen. Ihre Zahl hat sich 2015 stark vermehrt. Stadt und Ehrenamtler versuchen, den Menschen eine lebenswerte Existenz zu ermöglichen.

Ende November hatten die drei Turnvereine ATV, TBH und TVW die Flüchtlinge eingeladen, um ihre Sportangebote kennenzulernen und erste Kontakte auf beiden Seiten zu knüpfen. Viele solcher, auch kleinerer Aktionen bestimmten das Jahr 2015 in der Schloss-Stadt. Viele Hückeswagener gingen auf die Fremden zu und reichten ihnen die Hand. Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre vieles in Hückeswagen nicht machbar gewesen.

Ende November hatten die drei Turnvereine ATV, TBH und TVW die Flüchtlinge eingeladen, um ihre Sportangebote kennenzulernen und erste Kontakte auf beiden Seiten zu knüpfen. Viele solcher, auch kleinerer Aktionen bestimmten das Jahr 2015 in der Schloss-Stadt. Viele Hückeswagener gingen auf die Fremden zu und reichten ihnen die Hand. Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre vieles in Hückeswagen nicht machbar gewesen.

Foto: Nico Hertgen (Archiv)

Dass viele Flüchtlinge auch in die Schloss-Stadt kommen, damit hatte die Verwaltungsspitze schon im vorigen Jahr gerechnet. Dass es aber so viele sein werden, war zu Jahresbeginn beileibe nicht abzusehen - die Prognosen vor einem Jahr sahen 130 Flüchtlinge bis Ende 2015. Es sind deutlich mehr als doppelt so viele geworden, die die Verwaltung im Stadtgebiet unterzubringen hatte.

Das allein ist schon eine Herkulesaufgabe. Bis 2006 hatte sie gleich vier Übergangsheime unterhalten, in denen zugewiesene Asylbewerber eine vorübergehende Bleibe fanden. Doch nach dem Boom der Flüchtlinge und Aussiedler in den 1980er Jahren war der Zustrom immer weiter abgeebbt. In der Folge entschloss sich die Stadt, nur noch das Übergangsheim in Scheideweg zu behalten. Die Gebäude an der Kölner und der Ewald-Gnau-Straße wurden anderweitig genutzt, das Haus in Kammerforsterhöhe wurde sogar abgerissen.

Nun kommt die Stadt langsam an ihre Kapazitätsgrenzen. Sie hat überall im Stadtgebiet Wohnungen angemietet, sie hat Häuser gekauft, etwa das Haus Nr. 51 an der Kölner Straße. Von der Volksbank Remscheid-Solingen mietet sie das ehemalige Verwaltungsgebäude des Ende der 1990er Jahre in die Insolvenz gegangenen Unternehmens Bêché & Grohs an der Peterstraße, das derzeit umgebaut wird und in das Mitte Januar die ersten neu zugewiesenen Flüchtlingen einziehen sollen. Der jüngste Coup ist der Erwerb der Tennishalle an der Kölner Straße. Das seit fast vier Jahren nicht mehr genutzte Gebäude will die Stadt aber nur dann zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen, wenn alle Optionen ausgeschöpft sind. Und auch dann sollen die Asylsuchenden nur für einen möglichst kurzen Zeitraum dort leben, ehe sie in eine andere Unterkunft oder eine Wohnung einziehen können. Langfristig will die Stadt das Gelände anderweitig nutzen; möglich wäre unter Umständen, dort ein kleines Neubaugebiet auszuweisen.

Die Stadt sucht weiter händeringend bezahlbaren Wohnraum. Denn auch wenn die Bezirksregierung Arnsberg den nordrhein-westfälischen Kommunen momentan eine Verschnaufpause gönnt und keine Flüchtlinge zuweist, so erwarten die Verantwortlichen doch schon ab der kommenden Woche neue Asylbewerber. Im Rathaus geht man davon aus, dass sich ihre Zahl bis Ende nächsten Jahres noch einmal auf 600 verdoppeln wird. Bis Mitte 2016 reicht der derzeit angemietete Wohnraum bei geschätzten 25 Flüchtlingen pro Monat noch aus, dann aber dürfte es eng werden, sollte die Stadt keine weiteren Wohnmöglichkeiten finden.

Bürgermeister Dietmar Persian dankte in seiner Haushaltsrede kurz vor Weihnachten seinen Mitarbeitern, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Sie hatten beileibe kein leichtes (Arbeits-)Jahr. Persian vergaß aber auch nicht, sich bei den vielen ehrenamtlichen Helfern in Hückeswagen zu bedanken. Mittlerweile haben sich mehr als 50 Paten gefunden, die die Flüchtlinge teilweise im wahren Sinne des Wortes an die Hand nehmen. Sie zeigen ihnen, wo sie einkaufen können, begleiten sie zu Behörden und Ärzten oder verbringen einfach ein wenig Zeit mit ihnen. Viele Ehrenamtler engagieren sich auch als Deutschlehrer, um den Neuankömmlingen die deutsche Sprache beizubringen. Denn klar ist: Ohne Sprachkenntnisse funktioniert auch die dringend notwendige Integration nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort