Tödlicher Radunfall in Hilden Sie waren Ersthelfer - und konnten nichts mehr tun

Hilden · Dennis Becker (16) und Tom Gierlich (15) sind Mitglieder beim Jugend-Rotkreuz. Für den getöteten Radfahrer konnten sie nichts mehr tun.

 Dennis Becker (li.) und Tom Gierlich an der Unfallstelle. Hier verunglückte am Samstag gegen 14.20 Uhr ein 85 Jahre alter Radfahrer.

Dennis Becker (li.) und Tom Gierlich an der Unfallstelle. Hier verunglückte am Samstag gegen 14.20 Uhr ein 85 Jahre alter Radfahrer.

Foto: Olaf Staschik

Die beiden jungen Männer wirken für ihr Alter sehr ernsthaft und reif. Dennis Becker und Tom Gierlich haben in den vergangenen drei Jahren beim Jugend-Rotkreuz immer wieder Herzdruckmassage und Beatmung geübt.

Am Samstag warteten sie gerade an der Beethovenstraße auf den Bus, der sie nach Düsseldorf bringen sollte, als der Unfall geschah: "Der Radfahrer kam sehr schnell aus der Zelterstraße und überquerte die Beethovenstraße ohne abzubremsen oder zu gucken", erzählt Dennis Becker ganz sachlich. "Der Fahrer des Getränkelasters hatte keine Chance. Er hat noch versucht auszuweichen. Hätte er das nicht getan, hätte er ihn überrollt. So hat er ihn nur gestreift und er ist gestürzt und mit dem Genick auf den Bordstein aufgeprallt", ergänzt der 15-jährige Tom Gierlich.

Die beiden Schüler eilten sofort zu dem Mann, um ihn zu reanimieren. Tom stellte fest: "Kein Puls, keine Atmung." Die beiden glauben, dass der verunglückte Radfahrer einen Genickbruch erlitten hat: "20 Sekunden, dann ist man tot", sagt Dennis. Der Mann habe auf dem Bauch gelegen und die beiden Ersthelfer drehten ihn noch auf den Rücken. Dann kamen zwei Erwachsene und schickten die Jugendlichen weg — ein Rettungssanitäter und ein Polizist in Zivil. Sie kümmerten sich bis zum Eintreffen von Polizei und Krankenwagen um den verunglückten Radfahrer.

Dennis und Tom kümmerten sich währenddessen um den Fahrer des Getränkewagens. "Der stand unter Schock. Hat immer gesagt, er sei Schuld", erzählt Dennis. Die beiden Jugendlichen sehen das anders. "Der Radfahrer hat nicht geguckt, ist einfach über die Straße gefahren." Ob ihm ein Helm geholfen hätte? Die beiden sind sich nicht sicher. "Ja, vielleicht." Sie wollen sich auf jeden Fall neue Helme kaufen, bevor sie das nächste Mal Rad fahren.

Etwa eine Stunde waren die beiden Jugend-Rotkreuzler noch am Unfallort, dann wurden sie von der Polizei nach Hause gefahren. "Die dachten, wir stünden vielleicht unter Schock und haben uns einen Psychologen angeboten," sagt Dennis. Aber den hätten sie nicht gebraucht, betonen beide. Genau das, was sie immer geübt hatten, sei eingetreten: "Es war fast wie im Fernsehen. Aber dann habe ich die Augen des Mannes gesehen, als wir ihn auf den Rücken gedreht haben." Da wusste Tom, dass der alte Mann tot war. Es gehe ihnen gut, sagen beide. Keine Alpträume, kein ständiges Dran-Denken. Sie sind beim Jugend-Rotkreuz, sind beide Schulsanitäter. Tom ist außerdem bei der Jugendfeuerwehr. Sie waren vorbereitet auf eine solche Situation und haben gut reagiert.

"Es sollten mehr Leute Erste Hilfe Kurse besuchen oder wieder auffrischen", findet Dennis Becker, der die Freie Christliche Gesamtschule in Düsseldorf besucht. "Bei dem Unfall kam eine ältere Frau, die wollte dem Unfallopfer eine Decke unter den Kopf legen. Das war natürlich falsch." Ganz wichtig sei es, so schnell wie möglich Hilfe zu rufen. Tom Gierlich, der die 10. Klasse der Wilhelmine-Fliedner-Schule in Hilden besucht, hofft auf neue Mitglieder beim DRK und bei der Feuerwehr.

Er selbst hat übrigens beruflich andere Pläne: "Ich will nach der 10. Klasse am Berufskolleg in Hilden Informatik machen."

(ilpl)
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