Hilden Junge Tänzer suchen Verstärkung

Hilden · Einmal im Jahr laden die junge Garde des Carnevals Comittes Hilden und ihre Trainerinnen zum Vortanzcasting ein. Diesmal war der Andrang besonders groß, obwohl derzeit nur drei "Nachwuchsflöhe" gesucht werden.

 Joel hat im vorigen Jahr nach dem Vortanz-Casting zum Tanzfloh geworden.

Joel hat im vorigen Jahr nach dem Vortanz-Casting zum Tanzfloh geworden.

Foto: Stefan Köhlen

Es ist rappelvoll, laut und hibbelig in der kleinen Aula der Wilhelm-Hüls-Grundschule. Kleine und etwas größere Mädchen in Sportleggings und Turnschläppchen wuseln durch den Saal, die Eltern richten ein letztes Mal die Haarspange oder verweisen das Kind auf seine Trinkflasche in der Ecke. "Wir werden jetzt mit den Kindern erst Aufwärmtraining und dann einzelne Schritte und Übungen machen", erklärt Gardetrainerin Iris Schmidt-Barkei und gibt klare Anweisungen. "Alle Eltern verlassen jetzt bitte den Raum, Sie werden später hereingerufen, wenn wir entschieden haben, wen wir gerne aufnehmen möchten." Joel hat genau dieses Prozedere vor einem Jahr durchlaufen. Als einziger Junge hatte der heute Neunjährige damals an dem Tanzcasting teilgenommen und sich gegenüber der weiblichen Konkurrenz durchsetzen können. Nun hat er seine erste Session als Tanzfloh erfolgreich hinter sich gebracht und soll gemeinsam mit anderen erfahrenen Kindern den neuen Bewerbern ein wenig zur Seite stehen. Der aufgeweckte Junge hat sich ein klares Ziel gesetzt. "Das hier ist Johanna", sagt er und zeigt auf ein Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfen, "meine Freundin Johanna. Sie muss es unbedingt schaffen, wir haben im Vorfeld extra mit ihr geübt." Johanna lacht. "Ja, das ist ein Riesenwunsch von mir. Joel und auch meine Freundin Marie erzählen mir immer, wie viel Spaß das hier macht."

Nach den Aufwärmübungen lernen die 17 Castingkinder erste Schritt- und Sprungfolgen, eine enorme Herausforderung, vor allem für die ganz Kleinen wie die vierjährige Mila. "Das ist so schwer zu merken", stöhnt das kleine Mädchen und wirkt ein wenig überfordert. Die etwas älteren kommen zum Teil besser zurecht, Iris Schmidt-Barkei und Co-Trainerin Claudia Peters beobachten diskret die einzelnen Bewerberinnen.

"Vergesst bitte nicht, die Hände an den Hüften zu haben und die Finger zusammen zu lassen", ruft Claudia Peters. Dabei geht es im Hinblick auf eine erfolgreiche CCH-Floh-Karriere nicht nur um Beweglichkeit. "Wir haben in der Session 30 bis 40 Auftritte, wir üben und bereiten uns das ganze Jahr über auf diese Zeit vor. Das heißt, wir brauchen auch wirklich zuverlässige Kinder, die richtig viel Spaß haben und auch genügend Disziplin mitbringen." Und weiter: "Wir sind kein Hampelmannverein, sondern sind durch harte Arbeit dorthin gekommen, wo wir heute sind", erklärt Iris Schmidt-Barkei, die bei ihrer Arbeit zwar konsequent, aber niemals lieblos wirkt.

Noch ein wenig Spagat, ein paar Beinschwünge in die Luft, dann haben sich die Trainerinnen entschieden. Obwohl derzeit eigentlich nur drei Plätze frei sind, möchten sie gerne sieben Mädchen wiedersehen, darunter auch Johanna.

Die Neunjährige strahlt, wird von ihren Freunden Joel und Marie überglücklich umarmt. Mutter Simone Noltenhaus dagegen ist noch unsicher, ob sie sich wirklich mitfreuen soll. Mit einem Augenzwinkern fasst sie ihre "Bedenken" in Worte. "Wir kommen eigentlich aus Ostwestfalen, das sagt ja wohl alles zum Thema Karneval. Aber gut, wir wohnen jetzt hier, da müssen wir uns an das Thema wohl mal ernsthaft heranwagen."

(dani)
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