Grevenbroich UWG: Höhere Parkgebühren sind ein Flop

Grevenbroich · Die Grevenbroicher nehmen die Verdoppelung der Parkgebühr offensichtlich nicht hin: Die Stadt nimmt nach der Erhöhung bislang deutlich weniger ein als veranschlagt. UWG-Chef Carl Windler spricht bereits von einem Flop.

 Der Parkplatz auf der Karl-Oberbach-Straße ist nach der Verdoppelung der Parkgebühren oft deutlich leerer als sonst. So mancher Autofahrer weicht offensichtlich auf andere Parkmöglichkeiten aus.

Der Parkplatz auf der Karl-Oberbach-Straße ist nach der Verdoppelung der Parkgebühren oft deutlich leerer als sonst. So mancher Autofahrer weicht offensichtlich auf andere Parkmöglichkeiten aus.

Foto: Lothar Berns

Einen freien Stellplatz auf dem Parkplatz an der Karl-Oberbach-Straße zu bekommen, das war meist ein Geduldsspiel. Doch seit Jahresanfang finden Autofahrer dort oft eine freie Auswahl an Stellflächen, der bewirtschaftete Parkplatz wird — sogar am Markttag Mittwoch — offensichtlich weniger genutzt als früher.

Ein möglicher Grund: Die Stadt hat nach einem Ratsbeschluss zum Jahresbeginn die Gebühr an ihren Parkautomaten mit einem Schlag verdoppelt. Eine Parkstunde kostet jetzt 1,20 Euro statt 60 Cent. Knapp 400 000 Euro — 226 000 Euro mehr als bislang — soll nach der Gebührenanhebung im Jahr in die Kasse gespült werden. Das ist gegenüber 2013 (172 000 Euro) eine Steigerung um rund 130 Prozent. Die Geldquelle ist ein wesentlicher Bestandteil im Sanierungsplan der Stadt.

Doch nach drei Monaten zeichnet sich ab, dass solche hohen Erwartungen im Rathaus bislang nicht erfüllt werden. "Im ersten Quartal 2014 haben wir 72 000 Euro an Parkgebühren eingenommen, in den ersten drei Monaten 2013 waren es 43 000 Euro", teilt Stadtsprecherin Ines Hammelstein mit. Eine Steigerung um lediglich 67 Prozent. Auch wenn die Automaten erst Mitte Januar umgerüstet wurden, wurde das hochgesteckte Ziel offensichtlich bislang verfehlt. Auch Hammelstein erklärt: "Es wird sehr schwierig, den prognostizierten Betrag zu erreichen." Es sei aber "nach drei Monaten zu früh, um ein Fazit zu ziehen".

Für den UWG-Vorsitzenden Carl Windler dagegen ist bereits jetzt klar: "Die Autofahrer nehmen die drastische Verteuerung der Parkgebühr nicht hin. Die Verdoppelung der Parkgebühren ist ein Flop der Verwaltung. Die wollte einen schnellen Euro machen." Die UWG hatte die Anhebung abgelehnt. "Unsere Befürchtungen werden bestätigt", so Windler. Er sieht gleich mehrere Probleme: "Ein Teil der Autofahrer weicht auf den kostenfreien Platz der Republik aus. Der war immer gut belegt, aber jetzt ist er so rappelvoll, dass man fast keinen Platz mehr bekommt. Das sorgt für Ärger bei City-Besuchern", schildert er. "Außerdem befürchten wir, dass ein Teil der bisherigen Besucher nicht mehr nach Grevenbroich fährt, sondern in andere Städte ausweicht. Und damit geht Kaufkraft verloren."

Ein weiteres Problem: "Wenn die geschätzten Mehreinnahmen nicht erreicht werden, verzögert das die Sanierung des Haushalts." Sein Gegenmodell: "Die Stadt hätte auf die Anhebung verzichten und statt dessen intensiv in der Region dafür werben sollen, dass es hier viele preiswerte und kostenlose Stellplätze gibt. Und die Wirtschaftsförderung sollte dafür sorgen , dass sich mehr attraktive Geschäfte in der City ansiedeln, das bringt Gewerbesteuer", so Windler. "Mit all diesem würde mehr Geld in die Stadtkasse fließen."

Bauausschussvorsitzender Wolfgang Latzel (CDU) sieht die Folgen der teureren Parkgebühren anders. "Für eine Beurteilung der Einnahmen sollten wir einen längeren Zeitraum abwarten. Aber ein Grund für die Anhebung war auch, die Situation für Kurzparker zu verbessern. Wenn es auf bewirtschafteten Flächen öfter als früher freie Plätze gibt, wurde dieses Ziel erreicht."

(NGZ)
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