Grevenbroich Bestechung: Politiker im Visier

Grevenbroich · Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat einen Grevenbroicher Politiker im Visier. Ihm wird Bestechung vorgeworfen. Der Mann soll angeblich eine hohe Summe verlangt haben, um ein Bauprojekt zu beschleunigen.

 Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Kapellener Supermarktes wird einem Grevenbroicher Politiker Bestechung vorgeworfen.

Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Kapellener Supermarktes wird einem Grevenbroicher Politiker Bestechung vorgeworfen.

Foto: NGZ

Die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Ratsherrn aus Grevenbroich. Der Vorwurf: Bestechung und versuchte Erpressung. Angeblich soll der Mann den Planern des neuen Kapellener Supermarkts ein unlauteres Angebot unterbreitet haben.

"Sinngemäß lautete das so: Würde an ihn Geld fließen, könne er mit seinem politischen Einfluss das Bauverfahren beschleunigen", erklärte gestern Peter Aldenhoff auf Anfrage. Nach Angaben des Oberstaatsanwalts soll der Ratsherr "eine nicht unerhebliche Summe" verlangt haben. Nach Informationen der NGZ liegt diese zwischen 100.000 und 200.000 Euro.

Den Stein brachte im vergangenen Herbst der Korschenbroicher Architekt Fritz Otten ins Rollen. Bei der Eröffnung des Supermarktes im Kapellener Neubaugebiet erhob der Planer einen schweren Korruptionsvorwurf: Eine Person, "die keinen geringen politischen Einfluss hat", habe "mehrfach den Versuch unternommen, den Verlauf des Verfahrens mit persönlicher Vorteilnahme zu verknüpfen", so Otten. Namen nannte er nicht.

Auch die Staatsanwaltschaft, die kurz darauf von Bürgermeisterin Ursula Kwasny eingeschaltet wurde, hält sich mit Angaben zur Person zurück. "Noch sind die Ermittlungen ja nicht abgeschlossen", argumentierte Peter Aldenhoff.

"Einige Politiker waren geschockt"

Was den Ermittlern auffiel: "Vom Bauantrag bis zur Fertigstellung des Supermarktes vergingen fast vier Jahre. Verglichen etwa mit dem Bau des Supermarkts in Wevelinghoven der viel schneller realisiert wurde, ist das eine ungewöhnlich lange Zeit. Hängt das möglicherweise mit dem angeblichen Bestechungsversuch zusammen? War der Politiker, nachdem er kein Geld erhalten hatte, derart verärgert, dass er das Verfahren absichtlich verzögert hat?", fragt der Oberstaatsanwalt.

Dass der Ratsherr diesen Einfluss hatte, hält Aldenhoff für möglich: "Der Betroffene wird uns als ein erfahrener Mann beschrieben, der Ahnung hat und auf den seine Kollegen hören." Um mehr Licht ins Dunkel zu bekommen, hat die Polizei sämtliche Mitglieder des Planungsausschusses der vergangenen Wahlperiode angeschrieben und sie zur Vernehmung nach Neuss vorgeladen. "Die Politiker wurden in der vorigen Woche befragt", so der Oberstaatsanwalt: "Einige von ihnen waren geschockt, weil sie mit der Sache nicht vertraut waren."

Einzelheiten aus den Vernehmungen kann Aldenhoff nicht nennen, die Aussagen würden zurzeit ebenso ausgewertet wie die Protokolle der Planungsausschussitzungen. Das Ende der Ermittlungen sei daher noch nicht abzusehen.

(NGZ)
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