Goch Ruwel: Zwischen Hoffen und Bangen

Goch · Am Tag nach der Ruwel-Insolvenz scheint die Stadtverwaltung Geldern wenig optimistisch zu sein. Zwar sagt Wirtschaftförderin Ute Stehlmann: "Wir werden alle Bemühungen des Insolvenzverwalters begleiten, das Unternehmen am Standort Geldern zu sichern."

Sie sagt aber auch: "Spätestens dann kommen wir ins Boot, wenn es darum geht, wie die Hallen künftig genutzt werden könnten." Die Stadt müsse sich "in alle Richtungen absichern". "Wir hoffen aber, dass zumindest Teile des Unternehmens hier weitergeführt werden können." Einen massiven Rückgang der Gewerbesteuern bedeute die Insolvenz nicht, sagt Stehlmann: "Ruwel war nie der größte Steuerzahler in Geldern."

Zevens betroffen?

Ob und wie auch der frühere Ruwel-Eigentümer, der Klever Unternehmer Bernd Zevens, von der Pleite betroffen ist, wollte er gestern nicht erklären: "Ich will dazu im Moment nichts sagen." Zur Unternehmensgruppe des Klevers gehört eine Firma namens "KLM Leasing".

Ihr sollen angeblich große Teile der Ausstattung des Gelderner Werks gehören. Bei dem Verkauf von Ruwel soll Zevens Eigentumsanteile an die Investorengruppe abgegeben, ausstehende Leasingraten der KLM jedoch als Darlehen im Unternehmen belassen haben. Die Belegschaft des Gelderner Werks schwankt zwischen Hoffen und Bangen. "Bei vielen Kollegen herrscht Aufbruchstimmung", berichtet ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht gedruckt sehen möchte. Die Insolvenz werde als große Chance gesehen, auch als Möglichkeit, Altlasten abzustoßen. "Wir sind Marktführer und technologisch Spitze. Ein Großteil der Kunden kann nicht auf uns verzichten", ist der Mann optimistisch. Ein anderer "Ruwelianer" hingegen hat "nicht gut geschlafen". Wie alle Mitarbeiter setzt er auf das Geschick von Insolvenzverwalter Horst Piepenburg. "Die 08/15-Massenproduktion in unserem Werk in China, die Spezial-Leiterplatten hier bei uns", stellt der Ruwel-Angestellte sich als mögliche Marschroute vor.

Die Stimmung in der Belegschaft schilderte gestern der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Wagenknecht so: "Es ist eigenartig ruhig. Bei den Kollegen herrscht bedrücktes Schweigen, das Gefühl einer gewissen Resignation." Eine Prognose, wie es weitergeht, möchte Wagenknecht nicht wagen, er habe jedoch sehr ernste Befürchtungen".

Abgewandert

Auf Anfrage, ob Mitarbeiter bereits zu anderen Betrieben "abgewandert" seien, sagte er: "Das stimmt, ist aber ein vereinzeltes Phänomen. Es handelt sich vor allem um die besser ausgebildeten Kollegen."

(RP)
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