Goch Goch: "Tön am Berg" vor der Schließung

Goch · Auf der Tagesordnung des Bauausschusses stand unter anderem der Antrag des Ehepaars Terörde: Die Eigentümer und Betreiber der Gaststätte Tön am Berg wollen dichtmachen und Wohngebäude errichten. Das Ende einer Tradition.

 Seit 1980 leitet Franz Terörde in dritter Generation den Familienbetrieb an der Klever Straße. Mit 60 Jahren denkt er nun ans Aufhören und hat der Stadt einen Vorschlag zur Nutzungsänderung des Grundstücks unterbreitet.

Seit 1980 leitet Franz Terörde in dritter Generation den Familienbetrieb an der Klever Straße. Mit 60 Jahren denkt er nun ans Aufhören und hat der Stadt einen Vorschlag zur Nutzungsänderung des Grundstücks unterbreitet.

Foto: KLAUS-DIETER STADE

Der Großvater war es, der irgendwann in den 1920er oder 1930er Jahren, so genau weiß das der Enkel heute gar nicht mehr, das Gebäude kaufte und damit eine Tradition begründete. Anton hieß er und so wurde das Restaurant in den Folgejahren als "Tön am Berg" bekannt. Und blieb bis heute eine der ersten Adressen in Goch, wenn es darum ging, in großen Gesellschaften, beispielsweise zu Betriebsfesten oder Hochzeiten, zu feiern. Und geht es nach dem Enkel, Franz Terörde, endet die Geschichte "in den nächsten drei bis fünf Jahren". Denn so steht es in dem Schreiben, das das Betreiber- und Eigentümerehepaar Terörde der Stadt Goch geschickt hat. "Aus Altersgründen" und weil es in der Familie keinen geeigneten Nachfolger für den mittlerweile in dritter Generation geführten Betrieb gibt, habe man sich zu diesem Schritt entschieden. Außerdem stünden zur Zukunftssicherung "grundlegende Sanierungsarbeiten" an, die wohl dazu beigetragen haben dürften, dass der Verkaufsversuch im Vorjahr nicht nur scheiterte. Terörde: "Wir haben das Gebäude angeboten wie sauer Bier, aber es hat sich nicht einer gemeldet".

Dabei sähen die aktuellen Zahlen gut aus: "Der Betrieb läuft bestens, wir haben jede Menge zu tun", sagt der gelernte Koch, dem die Entscheidung für das absehbare Ende ohnehin schon erwartungsgemäß schwer fällt. Doch das fortgeschrittene Alter lasse keine Alternative zu. Seit 1980 leitet der 60-Jährige gemeinsam mit Gattin Christel (54) den Betrieb. "Das Ganze ist einfach zu groß, und irgendwann ist es dann auch genug", bilanziert Terörde.

Und tatsächlich, wer sich das Angebot ansieht, ahnt, welche Arbeit hinter den etwa 600 Quadratmetern Fläche steckt: Basis ist das Restaurant, das aus Gaststätte, Weinstube und Wintergarten besteht. Zudem gibt es zwei verschiedene Säle, in den größeren passen bis zu 250 Personen. "Früher war das eine Karnevalshochburg", sagt Terörde. Darüber hinaus gibt es noch eine Kegelbahn und einen Biergarten – der zuletzt wegen Personalmangels schon gar nicht mehr geöffnet wurde. "In Hochzeiten arbeiten hier 16 bis 20 Personen", so Terörde, die meisten von ihnen sind Aushilfen.

Nach seiner Lehre hat Terörde in Bonn schon bei Empfängen für Bundeskanzler Willy Brandt und Ludwig Erhardt gekocht, erzählt er. Doch jetzt soll der Kochlöffel endgültig an den Nagel gehängt werden. Darum – und weil die Fortführung von "Tön am Berg" auf für einen neuen Betreiber "nicht wirtschaftlich und unrentabel" sei, möchten die Terördes das Grundstück "einer neuen Nutzung zuführen". Zur Altersversorgung.

"Im vorderen Bereich zur Klever Straße könnte eine mehrgeschossige Wohnbebauung entstehen, im rückwärtigen Bereich würden zwei Einfamilienhäuser geplant, eines davon zur Selbstnutzung", heißt es in dem Schreiben, das gestern Thema im Bau- und Planungsausschuss war. Ein vom Gocher Architekten (und Ratsmitglied) Klaus Völling entworfener Plan war dem Schreiben beigelegt.

"Mit dem Bürgermeister habe ich im Vorfeld schon darüber gesprochen und er war dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen", so Terörde. Die Tatsache, dass die Zukunft des Kolpinghauses weiterhin ungewiss und die von "Tön am Berg" besiegelt zu sein scheint, dürfte Hobbykoch Karl-Heinz Otto hingegen nicht gefreut haben. Das gastronomische Angebot für größere Gesellschaften in Goch wird geringer.

(RP)
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