Erkelenz Zum Deutschkursus mit dem Fahrrad

Erkelenz · Der Verein "Willkommen in Erkelenz" hat vor einiger Zeit eine Fahrradwerkstatt eröffnet. Gespendete Räder werden fit gemacht, um die Mobilität von Flüchtlingen zu erleichtern. Die Nachfrage ist groß.

Die Männer arbeiten ruhig und konzentriert. Jeder Handgriff sitzt, jeder weiß, was er zu tun hat. Bremsen, Gangschaltung, Beleuchtung, Reifen, Lenker und Sattel - es gibt nichts an den Fahrrädern, was sie nicht kontrollieren. Jeder noch so kleine Fehler wird sofort repariert. Nur wenn die eigenen Fertigkeiten ausnahmsweise einmal nicht ausreichen, dann wird das Fahrrad zur Seite gestellt. Und das nächste ist an der Reihe.

"Wir wollen schließlich verkehrstaugliche und sichere Fahrräder an die Flüchtlinge übergeben", sagt Manfred Nause, Vorstandsmitglied im Verein "Willkommen in Erkelenz" (WiE) und Leiter dieser Arbeitsgruppe. Fahrradwerkstatt, so nennt sich dieses neue WiE-Projekt. "Wir richten alte, gebrauchte oder nicht mehr benötigte Fahrräder wieder her", sagt Nause.

Die Nachfrage ist groß bei den Flüchtlingen. "Sie haben fast alle ein Mobilitätsproblem", erläutert Rolf Schulte-Nover, der stellvertretenden WiE-Vorsitzende. "Wer als Flüchtling etwa in Lentholt wohnt und zu einem Deutschkursus in die Innenstadt möchte, ist ohne Fahrrad fast schon aufgeschmissen", sagt er. Da ist der gute, alte Drahtesel gefragt. "Jeder, der einen Deutschkursus besucht, bekommt von uns ein Fahrrad", beschreibt Schulte-Nover ein Ziel der Fahrradwerkstatt. Auf ein anderes weist Nause hin: "Kinder und Jugendliche wollen sich bewegen, ihre neue Heimat erkunden. Wie soll das besser gehen als mit einem Fahrrad?" Zu Dutzenden wurden aufgefrischte Kinder- und Jugendfahrzeuge schon an Flüchtlingsfamilien und an Jugendliche abgegeben. Inzwischen hat sich bei den in Erkelenz untergekommenen Flüchtlingen herumgesprochen, dass sie bei WiE zu einem Fahrrad kommen können.

Mühe, den großen Bedarf zu decken, hat WiE bislang nicht. "Wir haben ein Depot, in dem es immer verkehrstaugliche Räder gibt", versichert Nause. Und es gibt immer wieder Nachschub. "Aber wir könnten noch mehr gebrauchen."

Wir, das sind neben Nause auch Manfred Rietz und Peter Lentzen, die mittwochnachmittags ihren Dienst tun. Es gibt noch andere Mitarbeiter. Aber nicht immer kann jeder zu dem festgelegten Zeitpunkt in die kleine Werkstatt kommen. Die Reparaturstelle befindet sich in der Pestalozzischule. Dankenswerterweise hat die Schule den Raum zur Verfügung gestellt. Sie hilft gerne weiter, wenn die versierten Handwerker tatsächlich einmal mit ihrem Handwerker-Latein am Ende sind. Dann übernimmt die Fahrrad-AG der Schule die Arbeit und setzt die Reparatur fort.

"Flüchtlinge sollen unter unserer Anleitung bei Bedarf ihre Fahrräder hier auch selbst reparieren", sagt Nause. Integration durch Kooperation ist das Stichwort. Material ist ebenso wie Werkzeug vorhanden.

Der Verein "Willkommen in Erkelenz" freut sich weiter über Menschen, die Fahrräder spenden wollen. Sie können zu WiE Kontakt aufnehmen per Telefon 03431 9759626, oder E-Mail an Fahrradwerkstatt@willkommen-in-erkelenz.de.

(RP)
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