Krefeld Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge

Krefeld · Mit ihrer Fahrradwerkstatt an der Westparkstraße verhelfen Jost Baumgart und Ulrich Rabe geflüchteten Menschen zu Mobilität. Sie reparieren gespendete Fahrräder und geben sie günstig ab.

 Jost Baumgart (links) und Ulrich Rabe reparieren eines der gespendeten Fahrräder, die sie zu sehr günstigen Preisen an die bedürftigen Menschen heraus geben, um sie mobil zu machen.

Jost Baumgart (links) und Ulrich Rabe reparieren eines der gespendeten Fahrräder, die sie zu sehr günstigen Preisen an die bedürftigen Menschen heraus geben, um sie mobil zu machen.

Foto: Schalljo

Für geflüchtete Menschen, die nach Deutschland kommen, ist es wichtig, mobil zu sein, um auch gesellschaftlichen Anschluss zu finden. Dem Ziel, möglichst vielen Menschen eben diese Möglichkeit zu geben, haben sich Jost Baumgart und Ulrich Rabe verschrieben. Baumgart ist Lehrer am Vera Beckers Berufskolleg und bekam von der Schulleitung eine Garage auf dem Gelände zur Verfügung gestellt. Hier starteten die Beiden im vergangnen Sommer eine Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge. Ursprünglich war ihr Plan, gemeinsam mit Flüchtlingen gespendete Fahrräder zu reparieren und sehr preiswert an sie abzugeben. "Wir nehmen zwischen zehn und 30 Euro pro Fahrrad", berichtet Baumgart. "Die Räder würden auf dem Markt oft sicher 100 Euro und mehr einbringen. Unsere Kosten decken wir aus Spenden und unserer eigenen Arbeitskraft.".

Der Andrang allerdings war zu Beginn so groß, der Bedarf an Fahrrädern so hoch, dass sie von dem Gedanken, auch das Wissen über die Reparatur, beispielsweise bei einem Platten, zu vermitteln, zunächst abgingen. "Wir mussten erst einmal den dringendsten Bedarf decken. Zukünftig wollen wir aber zum Arbeiten mit den Flüchtlingen zurückkehren. Auch, weil uns der Kontakt mit den Menschen wichtig ist", erzählt Rabe.

Die Erfahrungen der Anfangszeit sind weitgehend positiv. "Natürlich gibt es immer unterschiedliche Menschen. Einer war schockiert, dass er schmutzige Fahrräder anfassen und sich dreckig machen sollte. Der kam nicht mehr wieder. Die meisten waren aber mit Feuereifer bei der Sache", sagt Baumgart. Besonders ein Fall ist ihm in Erinnerung: "Ein Mann war dabei, der kein Wort Deutsch verstand. Wir hatten ein Problem bei einem Fahrrad, bei dem wir nicht wussten, wie wir es lösen. Als er verstand, worum es ging, war er mit wenigen Handgriffen fertig und das Problem war gelöst und er zeigte uns den Weg. Das war beeindruckend."

Wichtig ist den beiden Flüchtlingshelfern vor allem die Reaktion der Menschen auf die Unterstützung. "Auch wenn die Sprache natürlich oft eine Barriere bildet, die Dankbarkeit können alle zum Ausdruck bringen. Es ist toll, zu sehen, wie die Augen leuchten, wenn sie mit einem schicken neuen Fahrrad hier weggehen können und schlagartig mobil sind", erzählt der Berufsschullehrer. Einem möglichen Problem beugen sie dabei vor. "Alle Käufer bekommen von uns ein Zertifikat. Bei einer Kontrolle durch die Polizei können sie damit nachweisen, das Fahrrad ehrlich erworben zu haben."

Der 59 Jahre alte Versicherungsangestellte Rabe berichtet über seine Motivation, sich zu beteiligen: "Ich wollte meine Berührungsängste abbauen und die Menschen und ihre Schicksale kennenlernen. Natürlich gibt es auch hier und da Probleme, aber ich habe auch viele tolle Menschen kennengelernt. Es hat sich auf jeden Fall für mich gelohnt." Und so tragen nicht nur diese beiden dazu bei, dass in Krefeld eine positive Einstellung gegenüber den hilfsbedürftigen Menschen vorherrscht. Die Stadt möchte weltoffen sein und Menschen wie Baumgart und Rabe tragen ihren Teil dazu bei.

(RP)
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