Duisburg "Lumpenpack" im Grammatikoff

Duisburg · Das Grammatikoff am Dellplatz ist eine ganz famose Adresse, um erstklassige Kleinkunst und Kabarett zu erleben. So trat jetzt das Musik-Comedy-Duo "Das Lumpenpack" dort auf. Die Vorgruppe bestritt in Eigenregie Tilman Claas. Als Typ "sympathischer Looser" zog er mit seiner Gitarre sämtliche Register und kann damit auch locker im Hauptprogramm auftreten.

Tilmann Claas singt unter anderem vom Gefängnis der Realität und von der virtuell geborenen Liebe zwischen Annika und Thorsten, wobei Thorsten allerdings nichts weiß von Alexander, Jochen, Mike und Oliver etc...

Jonas Meyer und Maximilian Kennel kommen als "Das Lumpenpack" unspektakulär in Jeans und T-Shirt, Gitarre und viel Konfetti daher, wobei es die Jeans mit Stützstrumpf-Funktion angeblich nur in der Apotheke gibt. Die beiden Stuttgarter, die nicht die Wurzel des Bösen, sondern die Wurzel aus vier sind, geben alles und während sie gekonnt zweistimmig singen, beginnt der Saal zu grooven.

Als Jonas Meyer anstimmt "Ich trenne meinen Müll, aber mich nicht von dir", ertönt ein mitfühlendes, männliches "Awwww!...", wobei sich der traurige Mann jenseits der 30 als erst 27-jährig entpuppt. An diesem Punkt kommt Stimmung auf, wie auf einer gelungenen Fête, die Interaktion mit dem Publikum ist wie im Flow. Man spielt sich die Bälle zu und kann sich auch auf der Bühne manchmal vor Lachen kaum halten.

Ein Spaziergang, den sich Jonas Meyer und Maximilian Kennel noch vor ihrem Auftritt gönnen wollten, führte sie zu einem Turm als vermeintlichem Ausflugsziel, der sich als der Turm der Stadtwerke herausstellte. Aber auch Stuttgart bekommt sein Fett ab, denn die Kehrseite der Schwaben ist ihr Putzfimmel. Derlei Probleme sind uns in Duisburg zum Glück fremd... "Das Lumpenpack" ist seiner Gründerphase längst entwachsen und versteht sich eher als Start-up mit Fördergeldanspruch. Sie beziehen ihr Crowdfunding nicht mehr aus dem familiären Umfeld (sprich: die Eltern zahlen die Miete), sondern haben Comedy-Festivals, TV- und Radiosender erobert. Die End-Zwanziger singen von desillusionierten Träumen und einem Alter, in das sie nie kommen wollten. Aber wenn danach der Applaus tobt, ist jedem klar, dass sie allen Unkenrufen zum Trotz an ein besseres Leben glauben.

(RP)
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