Duisburg Loveparade: Streit um Entschädigungen

Duisburg · Zwischen dem Hauptversicherer der Loveparade, dem Kölner Versicherungskonzern Axa, und vielen Betroffenen der Katastrophe ist ein heftiger Streit um die Entschädigungszahlungen entflammt.

Jahrestag: Duisburg trauert um Loveparade-Opfer
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Auslöser ist eine Vergleichs- und Abfindungserklärung bei einer Einmalzahlung, bei der Geschädigte mit ihrer Unterschrift zusichern müssen, auf zukünftige finanzielle Ansprüche zu verzichten. Rechtsanwalt Julius Reiter, der mit seiner Düsseldorfer Kanzlei "Baum Reiter & Collegen" die Interessen der Opfer vertritt, rät seinen Mandanten dringend davon ab, diese Erklärung zu unterzeichnen,

"Weil sie damit keine Möglichkeit mehr haben, weitere Schäden, insbesondere gegenüber dem Land NRW geltend zu machen.", so Reiter. Vor allem psychische Spätfolgen, die erst Monate oder Jahre später auftreten können, seien damit nicht mehr finanziell geltend zu machen. Rechtlich betrachtet sei diese Praxis nicht anfechtbar, dafür aber moralisch. "Betroffene werden dadurch in ihren Rechten erheblich eingeschränkt" erklärt Reiter.

Die Axa weist die Vorwürfe zurück. " Niemand wird von uns gezwungen, die Erklärung zu unterschreiben", sagt Ingo Koch, Leiter der Konzernkommunikation. "Wer nicht unterschreibt, bei dem verfallen auch keine finanziellen Ansprüche."

Rund 300 Geschädigte haben bei dem Versicherer bislang Ansprüche auf Geld angemeldet. Dafür stehen etwa zehn Millionen Euro zur Verfügung, die bei Bedarf aufgestockt würden. "Keiner braucht sich Sorgen zu machen, dass er leer ausgeht", verspricht Koch.

Die Axa und die Stadt Duisburg haben am 27. Mai eine Vereinbarung über die Entschädigungszahlungen geschlossen. Darin haben beide Seiten zugesichert, mit den Auszahlungen nicht bis zur Klärung der juristischen Schuldfrage zu warten. " Wir wollen den Opfern sofort helfen. Sie sollen nicht lange auf ihr Geld warten", sagt Koch.

Auszahlungen seien auch schon erfolgt. In welcher Höhe und an wieviele Betroffene, wollte der Versicherer nicht bekanntgeben. Jeder Fall sei individuell zu bewerten. "Es gibt keine Tabelle, in der steht, wieviel Geld man etwa für einen Beinbruch oder Gehirnerschütterungen erhält", erklärt der Versicherer.

Wer unter psychischen Folgen der Katastrophe zu leiden hat, muss diese von einem Arzt in einem Gutachten bestätigt bekommen, um finanzielle Ansprüche anmelden zu können. Bei der Loveparade waren vor einem Jahr 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden.

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