Duisburg Fans retten flügellahme Käfer

Duisburg · Käfer-Enthusiasten haben einen ehrenamtlichen Pannendienst für die kleinen Kultautos gegründet: die "Käfer Nothilfe". Erstens, weil sie ihr Herz an die Krabbler verloren haben. Zweitens, weil professionellen Diensten ihrer Erfahrung nach oft das Fingerspitzengefühl für die alte Technik fehlt.

 Diese beiden können es nicht ertragen, einen Käfer leiden zu sehen. Thomas Günther (links) und Uwe Salterberg legen liebevoll Hand an alte Autos und kennen sich aus mit der betagten Technik.

Diese beiden können es nicht ertragen, einen Käfer leiden zu sehen. Thomas Günther (links) und Uwe Salterberg legen liebevoll Hand an alte Autos und kennen sich aus mit der betagten Technik.

Foto: Hans-Ulrich Kress

Den Anblick eines liegengebliebenen Käfers am Straßenrand kann Uwe Salterberg aus Rumeln-Kaldenhausen einfach nicht ertragen. Da muss er helfen. Erst vor kurzem war ihm ein schickes Käfer Cabrio auf dem Standstreifen der A 40 in Fahrtrichtung Duisburg vor der Ausfahrt Neukirchen-Vluyn aufgefallen.

"Etwas von ,vermutlich defekter Tankanzeige' hat der Fahrer gemunkelt", berichtet Salterberg. "Er habe den wohl leider nur optisch aufgehübschten Oldtimer gerade erst für sündig teures Geld erstanden und wolle mit ihm quasi als Jungfernfahrt heim nach Wolfsburg." Salterberg schleppte Cabrio und Fahrer zur nächsten Tankstelle, gab Starthilfe wegen der altersmaroden Batterie, half bei der Zündungseinstellung und sorgte für Abhilfe bei der Feuchtigkeit ziehenden Verteilerkappe. "Der Mann ist gut in Wolfsburg angekommen", erfuhr er später telefonisch.

Alltagstaugliche Fahrzeuge

Professionelle Pannendienste und Vertragswerkstätten seien mit den Wirtschaftswunder-Krabbelautos mit Vorkriegstechnik heute meist überfordert, so seine Erfahrung. Ersatzteile fehlen. Steckkontakte für Analysecomputer gibt es bis zur letzten Modellvariante nicht. "Ist man auf eine Werkstatt angewiesen, zahlt man nachträgliches Lehrgeld für den hoch qualifizierten modernen KFZ-Meister", hört Uwe Salterberg oft genug in Käferliebhaberkreisen.

Dabei halten er und sein Freund und Mitstreiter Thomas Günther den Käfer nach wie vor für ein preiswertes, robustes, alltagstaugliches Fahrzeug. Salterberg fährt einen bunten Mexikokäfer jüngeren Baujahrs mit nachgerüstetem Katalysator, Günther einen restaurierten VW-Kübelwagen der Bundeswehr.

Damit wieder mehr Käfer über die Straßen krabbeln, gründeten die beiden zusammen mit sechs weiteren VW-Enthusiasten vor zwei Monaten den Verein "Käfer und Co Nothilfe": "Wir haben bereits 26 Mitglieder". Als Ziel peilen sie bis zu 200 und mehr Mitglieder in den nächsten beiden Jahren an. Geld und Gewinn wollen sie mit ihrem Verein nicht scheffeln. "Uns geht es darum, ein Netzwerk aufzubauen und Käferfahrern und Freunden artverwandter luftgekühlter VW-Modelle zu helfen, ihr Traumauto zu fahren, ohne selbst ständig schrauben und nach Ersatzteilen fahnden zu müssen."

Rund um die Uhr erreichbar

Dafür bieten Salterberg und Thomas Günter einen rund um die Uhr erreichbaren ehrenamtlichen Pannendienst an, der Vereinsmitgliedern im 40-Kilometer-Radius um Duisburg zur Seite steht. "Wir reden gerade mit einem Käferfreund aus Witten, der sich uns anschließen will. Dann decken wir mit unserem Pannendienst praktisch das gesamte Ruhrgebiet ab", sagt Salterberg. Bis jetzt konnte bereits sieben flügellahmen Käfern Beine gemacht werden.

(huk)
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