Mehrheit im Parlament: Bundestag beschließt umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes
EILMELDUNG
Mehrheit im Parlament: Bundestag beschließt umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes

Duisburg Im Sumpf des Baulöwen

Duisburg · Die Gymnasiasten Sophie und Max Böhm haben sich mit einem Beitrag über den Skandal um den Homberger Baulöwen Josef Kun und den Moerser Stadtdirektor Wilhelm Jansen aus den 1970er Jahren am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt und einen Förderpreis gewonnen.

 Baulöwe Josef Kun

Baulöwe Josef Kun

"Für Sie ist das vielleicht gültig, wenn ein Haufen Idioten einen Beschluss macht. Mir ist das zu blöde. Der Städtebau zum Beispiel kann doch nicht bei einem Ortsverein wie von Kaninchenzüchtern diskutiert werden". Diese verhängnisvollen Sätze diktierte der Homberger Baulöwe Josef Kun am 4. September 1971 einem Journalisten in die Feder.

 Sophie und Max Böhm und ihre Lehrerin Klara Vossebürger studieren die Ausgabe der Rheinischen Post vom 14. Juli 1979 mit dem Titel "Schwarzer Freitag für Kun und Jansen".

Sophie und Max Böhm und ihre Lehrerin Klara Vossebürger studieren die Ausgabe der Rheinischen Post vom 14. Juli 1979 mit dem Titel "Schwarzer Freitag für Kun und Jansen".

Das Interview löste einen der größten Bau- und Bestechungs-Skandale in der Bundesrepublik aus. Steuerfahnder, Polizeibeamte und Staatsanwälte drehten danach jeden Stein im Imperium des gelernten Maurermeisters Josef Kun gleich zweimal herum – und wurden fündig.

Prozess vor dem Landgericht

Sie förderten ans Tageslicht, dass Kun den damaligen Moerser Stadtdirektor Dr. Wilhelm Jansen unter anderem mit einer Summe von 500 000 Mark bestochen hatte. Als Jansen später im Prozess vor dem Krefelder Landgericht die Herkunft dieses Geldes, das er tatsächlich auf sein Konto eingezahlt hatte, erklären sollte, präsentierte er dem Gericht die abenteuerliche Geschichte von wertvollen Geigen, die er während des Krieges von amerikanischen Soldaten geschenkt bekommen und Jahre später an einen New Yorker Geigenhändler namens John Smith veräußert haben wollte. Kun wurde schließlich zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen aktiver Bestechung und Jansen zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt.

Als im September vorigen Jahres der Geschichtswettbewerb 2010 /2011 des Bundespräsidenten und der Körber-Stiftung unter dem Motto "Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte" ausgeschrieben wurde, machten sich die Geschwister Sophie und Max Böhm (beide 17 Jahre alt) vom Moerser Gymnasium in den Filder Benden gemeinsam mit ihrer Lehrerin Klara Vossebürger auf die Suche nach geeigneten Themen. "

Meine Eltern waren Anfang der 1970er Jahre nach Moers gezogen und hatten den Presse-Wirbel um den Kun-Jansen-Skandal direkt mitbekommen. Von ihnen habe ich im vergangenen Jahr die Anregung bekommen, dass man mit diesem Skandal am Wettbewerb teilnehmen könnte", erzählt die Lehrerin.

Sophie und Max Böhm waren sofort begeistert von dieser Idee. "Das ist der perfekte Skandal", meinten die Zwillinge und machten sich an die Arbeit. Für ihre umfangreichen und zeitaufwändigen Recherchen besuchten sie mehrmals die Stadtbücherei und das Stadtarchiv in Duisburg. Dort waren alle Presseberichte – darunter zahlreiche Veröffentlichungen im Magazin "Der Spiegel" sowie in der Rheinischen Post, umfangreich katalogisiert.

Zeitaufwändige Recherchen

"Wir wollten dokumentieren, wie die öffentliche Wahrnehmung des Skandals in der Presse damals gelaufen war", berichtet Max Böhm von den Arbeiten. "Die Recherchen für den Wettbewerb waren sehr zeitaufwändig. Sämtliche Ferien und auch die Wochenenden sind dafür drauf gegangen", sagt Sophie Böhm.

Bedauert wird von den beiden Autoren, dass sie nicht an die Personalakte von Dr. Wilhelm Jansen gekommen sind und es ihnen nicht gelungen ist, an Protokolle über das Parteiausschlussverfahren der SPD-Mitglieder Kun und Jansen zu gelangen.

"Jansen hat die Gemeindeordnung missbraucht, um am Stadtrat vorbei Entscheidungen zugunsten des Bauunternehmers Kun zu treffen. Wir haben die damals gültige Gemeindeordnung von 1952 mit der aktuellen verglichen und festgestellt, dass sich nichts geändert hat und dieser Missbrauch auch heute noch möglich wäre", so das Fazit von Sophie und Max Böhm. Ihr weiterer Vorwurf: "Die Presse hätte in der Zeit nach dem Skandal und dem Prozess noch viel mehr nachfassen müssen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort