Duisburg Demenz: Johannes-Stift geht neue Wege

Duisburg · Die "Integrative Geriatrie" ist ein neuer Bereich im Malteser Krankenhaus St.-Johannes-Stift für demenzkranke Patienten mit Akuterkrankungen. Auf ihre Bedürfnisse können speziell geschulte Mitarbeiter jetzt ganz gezielt eingehen.

 Im wohnlichen Aufenthaltsraum verbringen die älteren Menschen gerne Zeit. Bei Gesellschaftsspielen blühen viele Demenzpatienten auf.

Im wohnlichen Aufenthaltsraum verbringen die älteren Menschen gerne Zeit. Bei Gesellschaftsspielen blühen viele Demenzpatienten auf.

Foto: privat

Patienten, die im Akutkrankenhaus behandelt werden, sind immer häufiger auch demenziell erkrankt. Studien gehen von 25 bis 30 Prozent aus. Der Alltag im Krankenhaus ist für sie deshalb oft schwer zu bewältigen: "Viele von Demenz betroffene Patienten leiden unter Unruhe, Aggressivität, Sturzgefahr und Weglauftendenz", sagt Dr. Gabriele Zeller, Chefärztin der Geriatrie am Malteser Krankenhaus St.-Johannes-Stift. Die Homberger Klinik bietet genau für diese Patienten jetzt ein besonderes Betreuungskonzept an: die Integrative Geriatrie.

"Wesentlicher Bestandteil dieses Betreuungskonzeptes ist die frühzeitige und regelmäßige Aktivierung der demenzkranken Patienten — ihr Einverständnis immer vorausgesetzt", sagt Zeller. Nach der Grundpflege durch die Pflegekräfte laden speziell geschulte Alltagsbegleiter die Patienten ein, im wohnlichen Aufenthaltsraum am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, Unterhaltungen und Gesellschaftsspiele in geselliger Runde.

Schon nach den ersten Wochen zieht Stationsleiterin Marion Lutz eine positive Bilanz: "Wir beobachten mit großer Freude, wie gut unseren Patienten die Gemeinschaft tut. Waren sie bei der Aufnahme noch sehr verschlossen, führen sie hier mit ihren Mitpatienten teils richtig angeregte Gespräche." Der geregelte Tagesrhythmus gebe Orientierung, was auch zu einer besseren Nachtruhe und einer geringeren Rate von Komplikationen führe. Letztendlich sei dadurch eher eine sichere Entlassung aus dem Krankenhaus möglich.

Für die Integrative Geriatrie wurde eigens eine der geriatrischen Stationen im St.-Johannes-Stift umgestaltet: Wohnliche Farben wurden für die Patientenzimmer gewählt; zudem gibt es extra große Orientierungshilfen, meist in der Signalfarbe Rot, sowie Zimmernummern und -symbole, Kalender, Uhren und einen gemütlichen Aufenthaltsraum. Das gesamte Personal ist auf die speziellen Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen geschult und um zusätzliche Mitarbeiter ergänzt. Mit einem speziellen Aktivierungsangebot kann das qualifizierte Team auf die demenzkranken Patienten angemessen eingehen. "Ein echter Luxus", freut sich Chefärztin Zeller über die personelle Verstärkung für die Integrative Geriatrie.

Die neue Station orientiert sich am Konzept von "Silviahemmet". "Seit den 1990er Jahren gibt es in Schweden diese Stiftung auf Initiative von Königin Silvia, deren Mutter an Alzheimer erkrankte. Hier wurde ein Ausbildungskonzept zur Begleitung und Betreuung demenziell erkrankter Menschen und auch ihrer Angehörigen entwickelt", erzählt Stationsleiterin Lutz, die zur "Silviahemmet"-Trainerin ausgebildet wurde und — unter anderem auch in Stockholm — Einblicke in dieses Konzept erhielt. Geschult wurde sie in Themen wie demenzielle Erkrankungen, Unterstützung der Tagesstruktur, richtige Kommunikation und Berührung, aber auch darin, wie eine gute Umgebung für Demenzpatienten sein soll. "Für die alten, of sehr verwirrten Menschen darf ein Krankenhausaufenthalt nichts zusätzlich Verstörendes sein, das ist wichtig", betont Lutz, die seit 40 Jahren in ihrem Beruf als Krankenschwester arbeitet.

Chefärztin Zeller ist mit den bisherigen Erfahrungen sehr zufrieden: "Mit der Integrativen Geriatrie können wir den älteren, von Demenz betroffenen Patienten eher wieder in seine häusliche und soziale Umgebung integrieren. Die Selbstständigkeit bleibt erhalten, die Zufriedenheit steigt. Ein gutes Ergebnis für alle!"

(skai)
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