Duisburg Neue Stellen für das Jobcenter Duisburg
Duisburg · Mit der Einrichtung von 32 neuen Stellen und der Einstellung von 25 Auszubildenden im Juni will die Stadt dem Personalmangel beim Jobcenter begegnen. Ein Ansturm von Zuwanderern aus Südosteuropa bleibt weiter aus.
Arbeitsplätze im Jobcenter sind unter Kommunalbediensteten alles andere als beliebt. Wer kann, sucht sich eine andere Stelle. Eine hohe Arbeitsbelastung, zu wenig Beschäftigte, eine schwierige Klientel — da strichen viele die Segel. Allein in den vergangenen zwei Jahren gab es 190 Ab- und 270 Zugänge. So wurden in der Vergangenheit häufig Mitarbeiter lange mit der schwierigen Sozialrechtsmaterie vertraut gemacht.
Wenn sie "fit" waren in ihrem Fachgebiet, mussten sie das Jobcenter schon wieder verlassen. Immer wieder beklagten Kunden lange Wartezeiten und fehlerhafte Bescheide. Ende des vergangenen Jahres hatte Geschäftsführer Norbert Maul die Notbremse gezogen und die Öffnungszeiten gekürzt.
Damit soll nun Schluss sein. "Ein kräftiger Schluck aus der Pulle", so Oberbürgermeister Sören Link, seien die nun geplanten personellen Verbesserungen. 32 extern zu besetzende neue Vollzeitstellen und 25 Auszubildende sollen die Personalnot lindern. "Dazu kommen neun plus X weitere Stellen, die die Bundesagentur einrichtet", erklärte Sozialdezernent Reinhold Spaniel gestern.
Damit sei die Personallücke fast geschlossen. Für die rund 72 000 Kunden beziehungsweise etwa 34 000 Bedarfsgemeinschaften sollten eigentlich 770 Stellen zur Verfügung stehen, 719 sind aktuell besetzt. Die 32 neuen Stellen sind zunächst auf zwei Jahre befristet, sollen aber bei entsprechender Eignung und Leistung danach entfristet werden. Allerdings schließt sich eine vorgeschriebene mindestens fünfjährige Bindung an das Jobcenter an.
Ähnlich ist es mit der "Sonderqualifikation" von 25 Auszubildenden zum Sozialfachwirt. Die Azubis werden zum 1. Juni eingestellt. Ihre zweijährige Ausbildung absolvieren sie am Studieninstitut der Stadt und im Jobcenter. Danach werden sie übernommen, müssen sich aber ebenfalls für fünf Jahre ans Jobcenter binden. "Damit haben wir für einen Zeitraum von sieben Jahren dem Jobcenter nachhaltig geholfen", so Link. Spaniel betonte, dass die Auszubildenden danach auch an anderen Stellen im gehobenen Dienst der Stadt Verwendung finden könnten. Die Belastung der Beschäftigten soll auch durch einen neuen Betreuungsschlüssel gesenkt werden: Bisher kamen auf einen Mitarbeiter 130 Kundenfälle, künftig sollen es noch 115 sein.
Die Anzahl neuer Stellen für das Jobcenter müsse stets mit der Bundesagentur ausgehandelt werden, sagte Spaniel. Deshalb sei im Moment noch unklar, wie viele Stellen der Agentur über die von ihr in Aussicht gestellten neun noch bewilligt würden. 15,2 Prozent der Kosten für die personelle Ausstattung des Jobcenters trägt die Stadt.
Die neuen Kollegen sollen auch dabei helfen, eine mögliche Belastung durch vermehrte Anträge von Zuwanderern aus Südosteuropa zu verkraften. Bisher war aber die Zuwanderung für das Jobcenter kein großes Problem: "Die Zahl der Neuanträge von Zuwanderern war bisher überschaubar", so der Sozialdezernent. Er vermutet, dass viele zunächst die Arbeitsagentur aufsuchen. "Wenn das vergeblich war, könnten auch mehr zum Jobcenter kommen", glaubt er. Das könnte aber noch einige Monate dauern.
Ob die Öffnungszeiten der Geschäftsstellen des Jobcenters wieder verlängert werden, ist noch offen. Eine solche Entscheidung wird in der Trägerversammlung getroffen.
In der übrigen Verwaltung soll es keine neuen Stellen geben — im Gegenteil. Wie berichtet sollen im Rahmen des Haushaltssanierungsplans bis 2021 noch einmal 640 Stellen wegfallen. "An der Umsetzung arbeitet zurzeit das neu eingerichtete Hauptamt", so der Oberbürgermeister.