Gastbeiträge: Meine Herausforderung 2014 "Wir werden den Krebs besiegen"

Düsseldorf · Athena Gavrides und Martin Tillmann erhielten im vergangenen Jahr eine niederschmetternde Diagnose. Den Mut lassen sie nicht sinken.

 Athena Gavrides (49) will sich 2014 mehr entschleunigte Momente schaffen. Die Krebsdiagnose schockierte sie zunächst.

Athena Gavrides (49) will sich 2014 mehr entschleunigte Momente schaffen. Die Krebsdiagnose schockierte sie zunächst.

Foto: Andreas Bretz

"Die größte Herausforderung für mich wird es sein, mein Leben zu entschleunigen. Begonnen habe ich damit schon. Nicht ganz freiwillig, wie ich zugebe. Den Anstoß gab ein Arzttermin, der ein halbes Jahr zurückliegt. "Nicht gutartig" lauteten die Worte, die mich nach Auswertung einer Vakuum-Biopsie schockierten. Ich war tief getroffen. "Jetzt hat meine Mutter mich eingeholt", war einer der ersten Gedanken. Dazu muss man wissen: Mutter starb 2009 an Brustkrebs, Vater acht Jahre zuvor an Magenkrebs. Das hat mich sensibilisiert. Früher als andere Frauen startete ich mit der Mammografie. Aber gerechnet, wirklich gerechnet habe ich mit der Diagnose nicht. Ich war durcheinander. Inzwischen weiß ich, dass ich lokal in den Milchgängen Krebszellen hatte, die die Zellwände dieser Gänge in meiner Brust nicht überwunden hatten. Der Krebs hatte nicht gestreut. Trotzdem schnitten Sie mir einen Teil der Brust weg. Die Chemo blieb mir erspart, aber 28 Bestrahlungen waren auch nicht ohne.

Seit August 2013 bin ich krankgeschrieben. Im Februar kehre ich mit Hilfe einer stundenweisen Wiedereingliederung an meinen Arbeitsplatz als IT-Projektleiterin auf den Vodafone-Campus zurück. Darauf freue ich mich. Natürlich habe ich die Sorge, wie ich den ganz normalen Belastungen gewachsen sein werde. Bislang habe ich immer unter Hochlast gearbeitet. Außerdem bin ich alleinerziehende Mutter einer 14-jährigen Tochter in der Hochphase der Pubertät. Das sind manchmal zwei Jobs. Künftig muss ich wohl damit leben, dass der Gedanke "Krebs" nie mehr ganz aus meinem Kopf verschwinden wird. Im Grunde ist das in Ordnung. Denn ein künstliches Verdrängen bringt nichts. Deshalb habe ich mich dem Verein "Zebra" in Düsseldorf angeschlossen. Dort habe ich selbst Hilfe und Unterstützung erfahren. Das möchte ich an andere Frauen weitergeben, die alle erst einmal unter Schock stehen.

Den entscheidenden Hinweis für den Umgang mit der Krankheit gab mir meine Tochter Stefania — übrigens auf die für die Pubertät wohl typische, hemdsärmelige Weise. Sinngemäß sagte sie: "Mama, stell Dich nicht so an. Du hattest keinen schlimmen Krebs. Du wirst das überleben." Für mich eine gute Motivation, noch optimistischer nach vorne zu schauen!"

Martin Tillmann: "Es geht es darum, den Krebs zu besiegen"

"Ja, geraucht habe ich. Die Rote Hand. Ohne Filter. Das war nicht ohne. Aber es ist 35 Jahre her. Danach habe ich keine Zigarette mehr in die Hand genommen. Deswegen war ich perplex, als die Ärzte mir im vergangenen Oktober mitteilten, dass ich Lungenkrebs habe. Angefangen hat es mit unklaren Schulterschmerzen und einem komischen Ziehen beim Atmen. Doch daraus wurde dann die zweite Hiobsbotschaft des Jahres. Erst im März war meine Gertrud nach 33 Jahren des gemeinsamen Weges an einem Herzleiden verstorben. Ich ging nach Düsseldorf zurück, wo ich früher bereits gelebt hatte. In meiner kleinen, knapp 50 Quadratmeter großen Wohnung an der Eisenstraße in Oberbilk wollte ich mich neu orientieren.

 Martin Tillmann (75) muss sich 2014 noch einmal neu (er-)finden. 2013 verlor er seine langjährige Lebensgefährtin. Sechs Monate später kam die Krebsdiagnose.

Martin Tillmann (75) muss sich 2014 noch einmal neu (er-)finden. 2013 verlor er seine langjährige Lebensgefährtin. Sechs Monate später kam die Krebsdiagnose.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das tue ich jetzt auch. Aber anders als gedacht. Jeden Tag gehe ich zur Bestrahlung in das Marienhospital. Auch eine Chemotherapie habe ich erhalten. Hadern will ich nicht. Schließlich war ich bis zum vergangenen Herbst immer gesund, hatte mit Krankheiten nicht viel zu tun. Als gelernter Schlosser habe ich mein Rentnerdasein seit 15 Jahren genießen können. Natürlich belastet mich die Diagnose. Aber irgendwie habe ich auch Glück im Unglück. Der etwa haselnussgroße Tumor hat noch nicht gestreut. Wenn die Behandlung anschlägt, wird er schrumpfen und kann dauerhaft eingedämmt werden. Ich orientiere mich an meiner Mutter. Sie bekam mit Mitte 40 Brustkrebs. Ein Schock war das. Aber nach der leider unausweichlichen Operation hat sie noch 40 weitere Jahre gelebt.

Die aktuelle Herausforderung ist eine der größten in meinem Leben. Immerhin geht es darum, den Krebs zu besiegen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist der unbedingte Wille. Und den habe ich. Um das alles zu schaffen, gehe ich die Dinge im Moment etwas langsamer an. Lasse in meiner neuen Wohnung, in der es immer noch genug zu tun gibt, auch mal etwas liegen.

Kinder habe ich keine. Aber Geschwister. Vor allem eine Schwester kümmert sich um mich. Darüber bin ich froh. Ganz wichtig ist für mich der Verein "Selbsthilfe nach Krebs und für Gefährdete" rund um Margareta Hudzik. Dort treffen wir uns einmal in der Woche. Das hilft mir bei der Bewältigung dieser besonderen Herausforderung."

(RP)
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