Unterbach/Gerresheim Haus mit Seeblick

Unterbach/Gerresheim · Unterricht im "schönsten Klassenzimmer Düsseldorfs": Das Bootshaus ist das Zentrum der Rudergemeinschaft des Gymnasiums Gerresheim. Heute blicken die Ruderer auf die 50-jährige Geschichte am Unterbacher See zurück.

 Unterricht in einer Idylle, die man nicht mit Algebra oder englischer Grammatik in Verbindung bringen würde. Schüler der neunten Klasse des Gerresheimer Gymnasiums trainieren auf dem Unterbacher See Rudern.

Unterricht in einer Idylle, die man nicht mit Algebra oder englischer Grammatik in Verbindung bringen würde. Schüler der neunten Klasse des Gerresheimer Gymnasiums trainieren auf dem Unterbacher See Rudern.

Foto: Bernd Schaller

Die gut zehn Gehminuten vom Parkplatz hin zu dem Haus sind ein Weg in eine andere Welt. Das Auto bleibt vor dem Tor stehen und ab dem Seerestaurant wird es dann immer grüner. Bäume und Sträucher reihen sich aneinander, und immer wieder blinzelt das Wasser durch die Blätter hindurch. Es ist kein Wunder, dass hier schon Kai Pflaume gedreht hat, Fotografen Modebilder machen und Geburtstagskinder Partys feiern. Ein kleines Wunder aber ist, dass in dem Haus am Westufer des Unterbacher Sees auch Algebra und englische Grammatik unterrichtet wird. Ach ja, und Rudern natürlich.

Seit 50 Jahren nun gehört das Bootshaus fest zum Bestand des Gymnasiums Gerresheim. Generationen von Schülern haben in dieser Zeit bei der Rudergemeinschaft der Schule (RGG) den traditionsreichen und für die Schullandschaft ungewöhnlichen Sport des Ruderns erlernt. Einstige Schüler sind inzwischen zu Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen aufgebrochen, aus Gerresheim für Deutschland. Aus Schulruderern wurden Sportruderer.

Wilfried Hesmert ist ein großgewachsener Mann. Sein markantestes Zeichen: der in die Höhe gezwirbelte graue Schnauzbart. Er ist der Protektor des Bootshauses, was so viel bedeutet wie Leiter oder guter Geist oder eher beides. Wilfried Hesmert ist 62 Jahre alt und weil er der einzige am Gerresheimer Gymnasium ist, der seinerzeit an der Uni Rudern studiert hat, fiel die Wahl des Protektors ganz automatisch auf ihn. Seit bald 25 Jahren ist er am Bootshaus als Englisch- und Sportlehrer aktiv.

Mit den Schülern aus der neunten Klasse, die er an einem Mittwoch unterrichtet, scherzt er herum. Dann gibt er wieder klare Anweisungen. Hesmert ist beliebt, was angesichts der Umgebung vielleicht nicht zu überraschen vermag. Von ihm strahlt aber auch eine kräftige Portion Herzlichkeit aus.

Die RGG ist halb Verein, halb schulische AG. Vormittags kommen die achten und neunten Klassen, lernen drei Stunden lang Mathe, Bio oder Englisch und rudern drei Stunden lang auf dem Unterbacher See. Nachmittags ist dann das ambitioniertere Vereinsrudern angesagt. All das kostet naturgemäß eine ganze Menge Geld - gut 20 000 Euro im Jahr. Der Verein der Freunde des Gerresheimer Gymnasiums ist Sponsor und Inhaber des Hauses, stets um neue Spenden bemüht. Im Gerätehaus lagern die eigenen Boote jeder Größe und Qualität. Die Ansprüche sind schließlich verschieden. All das Material - die Ruder sind inzwischen nicht mehr aus Holz, sondern aus Karbon - muss auch gepflegt werden. Eine Menge Arbeit, die Wilfried Hesmert mit seinem Team aus Lehrern und auch ehemaligen Schülern zusätzlich leistet.

Wilfried Hesmert mag diesen Sport. "Rudern fördert das Gemeinschaftsgefühl, man muss sich aufeinander abstimmen", weiß der Lehrer. Aber nicht nur die reine Technik, die Koordination verlangt, hilft dabei, an einem Strang zu ziehen, sondern auch gemeinsame Ruderwanderfahrten etwa oder Grillabende am See. Dann trifft sich die große Familie, wie die Rudergemeinschaft sich nennt am "schönsten Klassenzimmer Düsseldorfs". Diesen Superlativ von Wilfried Hesmert wird niemand bestreiten können.

(RP)
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