Immobilie in Ludenberg Im Forsthaus wird plötzlich gebaut

Ludenberg · Die Stadt lässt die leer stehenden Wohnungen sanieren – um das Denkmal zu erhalten. Nicht, um es neu zu vermieten.

 Im Forsthaus Trotzhof an der Rennbahnstraße ist inzwischen nur noch eine Wohnung vermietet.

Im Forsthaus Trotzhof an der Rennbahnstraße ist inzwischen nur noch eine Wohnung vermietet.

Foto: Marc Ingel

Dreimal war die Bauaufsicht in der Bezirksvertretung 7 mit dem Versuch gescheitert, für das denkmalgeschützte Forsthaus Trotzhof an der Rennbahnstraße 15 eine Nutzungsänderung zu erreichen. Die Begründung, das bislang eigentlich Forstarbeitern vorbehaltene Gebäude-Ensemble allen potenziellen Mietern zugänglich zu machen, schenkte eine Mehrheit der Politiker keinen Glauben. Stattdessen wurde vermutet, dass allein der beabsichtigte Verkauf an einen potenten Investor im Vordergrund stehe und das Grundstück zudem für einen Interessenten noch attraktiver gestaltet werden soll, indem es um Teile des Grafenberger Waldes vergrößert wird. Einen vierten Versuch ersparte sich die Verwaltung und zog den Bauantrag freiwillig zurück.

Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache. Wie Ursula und Jochen Tesche, die letzten Mieter in dem Gebäude-Ensemble – die anderen drei Wohnungen stehen zum Teil schon seit vielen Jahren leer – berichten, wird aktuell in den Wohnungen gearbeitet, werden Heizungen eingebaut, Decken abgestützt, Dächer ausgebessert. „Und das, nachdem die Wohnungen über Jahre offenbar bewusst dem Verfall preisgegeben wurden“, wundert sich Ursula Tesche über die plötzliche Aktivität. Auch das Paar sei aufgefordert worden, einen Begehungstermin für eine baurechtliche Prüfung mit Vertretern von Bauaufsicht und Denkmalbehörde zu vereinbaren. „Das haben wir abgelehnt, die Bausubstanz in unserer Wohnung ist ja absolut in Ordnung. Die Stadt setzte uns dennoch massiv unter Druck, obwohl wir einen rechtsgültigen Mietvertrag haben“, so Jochen Tesche. Eines Tages habe ein Mann vom Amt für Gebäudemanagement vor der Tür gestanden und um Einlass gebeten. „Ich habe ihn nicht reingelassen“, sagt Ursula Tesche. Seitdem kommunizieren die Tesches nur noch über ihren Anwalt mit der Stadt.

Was den Tesches ebenfalls merkwürdig vorkommt: Die Bauaufsicht schreibt in einem Brief an das Paar, es würden Hinweise vorliegen, dass im Gebäude bauliche Veränderungen vorgenommen worden seien – was einen Eingriff in die Standsicherheit darstellen könnte. „Dabei hat die Stadt den Ausbau des Dachgeschosses selbst vorgenommen – als noch das Forstamt und nicht das Amt für Gebäudemanagement Vermieter war“, erklärt Jochen Tesche.

Die Verwaltung verweist in ihrer Antwort auf eine Anfrage auf den Denkmalschutz. „Damit ist der Eigentümer zum Erhalt des Denkmals verpflichtet. Das Amt für Gebäudemanagement führt deshalb – in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde – Arbeiten in geringem Umfang zum Erhalt des Denkmals durch. Hierzu werden die Leerstandflächen entrümpelt, Undichtigkeiten am Dach ausgebessert, die Holzbauteile im Außenbereich mit einem neuen Schutzanstrich versehen und Gasheizungen installiert“, heißt es weiter. Sollten darüber hinaus weitere Maßnahmen für den Substanzerhalt notwendig werden, werde das Amt für Gebäudemanagement diese veranlassen. Eine Neuvermietung könne aufgrund der baurechtlichen Situation nicht erfolgen. Heißt: Ohne Nutzungsänderung könne auch nicht neu vermietet werden. Die Frage, ob womöglich doch ein Verkauf des Grundstücks an der Rennbahnstraße vorbereitet werde, blieb dagegen unbeantwortet.

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