Kaiserswerth Ärzte schenken Zweijähriger das Leben

Kaiserswerth · In der Kaiserswerther Diakonie werden Kinder aus Krisengebieten operiert. Das Werk ist auf Spenden angewiesen.

 V.l.: Christine Taylor, Anke Plaßmann, die als Clown die jungen Patienten aufmuntert, und Professorin Jutta Liebau

V.l.: Christine Taylor, Anke Plaßmann, die als Clown die jungen Patienten aufmuntert, und Professorin Jutta Liebau

Foto: Anne Orthen

Die zweijährige Farzana hat großes Glück gehabt. Über das Friedensdorf Oberhausen kam das Mädchen aus Tadschikistan in das Florence-Nightingale-Krankenhaus und konnte dort erfolgreich am Darm operiert werden. Ohne diesen Eingriff wäre das Kind an einer angeborenen Fehlbildung gestorben. Farzana gehört zu den 15 Kindern, denen in ihrem Heimatland nicht geholfen werden konnte und die in den vergangenen drei Jahren deshalb in Kaiserswerth behandelt wurden. Rund 143.000 Euro haben diese Operationen gekostet, die von keiner Krankenkasse übernommen werden. Die Kaiserswerther Diakonie, als Träger des Krankenhauses, ist deshalb auf Spenden angewiesen. Gesammelt werden diese über eine Förderstiftung, die seit 2008 besteht.

Die Stiftung unterstützt mit den Spendengeldern verschiedene Projekte und Menschen, die in den Einrichtungen der Kaiserswerther Diakonie betreut und begleitet werde. Finanziert werden beispielsweise der Klinikclown, der die kleinen Krankenhauspatienten aufmuntert, der Of(f) Road Bus für die mobile Jugendarbeit, das Café Isolde für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen und eben auch der Nothilfefond, mit dem Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten in Kaiserswerth medizinisch behandelt werden können. Hilfe leisten im Krankenhaus die Teams der Kliniken für Plastische und Ästhetisch-Chirurgie und der Kinderchirurgie mit der Anästhesie. "Verletzungen, die wir immer wieder behandeln, sind etwa Narben infolge von Verbrennungen. Diese sind das Ergebnis von Unfällen in den Kriegs- oder Krisengebieten", erläutert Jutta Liebau, Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie.

Sie erinnert sich besonders an die Narbe eines kleinen Jungen im Bereich der Wangen und des Mundes, die sich über das Kinn flächig bis zum Hals und Brustkorb zog. "Der Junge konnte seinen Mund nicht schließen, die Nahrungsaufnahme und das Sprechen waren stark erschwert, das Kinn war an den Brustkorb herangezogen. Durch mehrere Eingriffe mit partieller Narbenentfernung, Gewebeverschiebung und Hautverpflanzungen ließ sich die Situation für den Jungen deutlich verbessern, und er konnte wohlauf nach etwa drei Wochen entlassen werden", berichtet die Chefärztin.

Christine Taylor, Geschäftsführerin der Förderstiftung, ist froh, dass bislang immer genug Gelder bereit standen, um die Kinder des Friedensdorfes zu operieren: "Ich fände es ganz schrecklich, ein Kind ablehnen zu müssen." Mit Briefen wirbt sie zum Beispiel bei Privatpersonen, Firmen und Vereinen um Spenden oder stellt Förderanträge bei Stiftungen. Damit setzt sie eine Tradition der Kaiserswerther Diakonie fort, denn ähnlich agierte deren Gründer Theodor Fliedner vor über 150 Jahren. "Das war ein genialer Fundraiser, der mit seinen Visionen begeistern konnte."

"Wir zeigen genau auf, wofür wir die Gelder brauchen und was die Projekte genau kosten, legen Wert auf eine hohe Transparenz", sagt Taylor. Dabei habe man Glück, regional gut verankert zu sein, eine gute Marke zu präsentieren. Doch nicht das Geld alleine sei wichtig. "Das Pflegepersonal zeigt einen hohen Einsatz, begleitet die Patienten oft über Monate und Jahre und wird so zu einer wichtigen Bezugsperson."

(brab)
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