Kaiserswerth Mit fast 100 Jahren noch auf dem Trimmrad

Kaiserswerth · Siegfriede Titor-Pilz hat viel zu erzählen. Und das ist kein Wunder, denn die freundliche Dame feiert heute ihren 100. Geburtstag. Und das nicht etwa im kleinen Kreis, sondern mit rund 20 Gästen, darunter ihr Sohn, den sie alleine groß zog und ihre Enkelin. Für die Feier wurde extra ein Raum angemietet, denn in der eigenen Wohnung, in der die Senioren mit Hilfe eines Pflegedienstes lebt, ist dafür nicht ausreichend Platz. "Viele meiner Freunde und Familienmitglieder sind leider schon gestorben", sagt Titor-Pilz. Sie freut sich deshalb besonders, dass der evangelische Pfarrer Jonas Marquardt ebenso wie Ratsherr Andreas-Paul Stieber einen Besuch angekündigt haben. Gebürtig stammt Titor-Pilz aus Braunschweig. Sie hat in Köln und Berlin BWL studiert, später als Oberfinanzinspektorin gearbeitet und kam durch den Krieg dauerhaft in das Rheinland und lebt seit 1968 in Düsseldorf. Vor den Russen machte sie sich am Kriegsende alleine mit ihrem damals zweijährigen Sohn auf die Flucht, denn ihr Mann war beim Militär. "Wir haben damals viel Hilfe von den Bauern bekommen, aber das ist dennoch keine Zeit, an die ich gerne zurückdenke", sagt das Geburtstagskind.

 Ihren 100. Geburtstag feierte gestern Siegfriede Titor-Pilz mit ihrem Sohn, ihrer Enkelin und Freunden.

Ihren 100. Geburtstag feierte gestern Siegfriede Titor-Pilz mit ihrem Sohn, ihrer Enkelin und Freunden.

Foto: anne orthen

Schöner seien da die Erinnerungen an die vielen Reisen, die durch ganz Europa und auch einmal in den Senegal führten. Eine Reise würde die 100-jährige heute gerne noch einmal unternehmen. "Ich bin viel mit meiner Schwester nach Bad Harz gefahren und würde zu gerne noch einmal im dortigen Thermalbad schwimmen gehen. Die hatten dort so einen schönen Strudel", sagt Titor Pilz, die sich selber als Wasserratte bezeichnet und zeit ihres Lebens sportlich sehr aktiv und erfolgreich war. Noch vor einigen Monaten hat sie auf einem Trimmfahrrad auf ihrem Balkon gesessen und regelmäßig an der Stuhlgymnastik teilgenommen. Dass der Körper nun nicht mehr so mitspielt, wurmt die Seniorin. Sie würde sich deshalb wünschen, dass sie zumindest besser mit ihrem Rollstuhl zurechtkäme und wieder besser sehen könnte. "Ich habe nämlich gerne Kreuzworträtzel gelöst und das geht nun nicht mehr."

Als eines der Ereignisse der letzten 100 Jahre, die sie besonders beeindruckt haben, bezeichnet Titor-Pilz die Mondfahrt. "Was heute sonst noch alles erfunden wird, geht zu schnell für mich. Und warum heute die Fernseher an die Wand geschraubt werden, verstehe ich nicht." Dabei sei sie selber immer technisch begabt gewesen. "Ein Bügeleisen beispielsweise konnte ich selber reparieren und bei allem, was elektrisch war, konnte ich mir selber helfen."

(brab)
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