Flingern/Mörsenbroich Ein Abend im Zeichen der Streifen

Flingern/Mörsenbroich · Die Künstlerin Inken Boje setzte kürzlich unter dem Titel "Aufgetafelt" Kunst und Kulinarik in Beziehung zueinander – bei einem Gastmahl der besonderen Art. Zum nächsten Treffen lädt die Flingeranerin für den 13. April ein.

 Inken Boje ist im April wieder Gastgeberin und lädt kunstinteressierte Gäste in ihr Atelier ein. Es geht dabei ums Essen, um Malerei und um die Kommunikation miteinander.

Inken Boje ist im April wieder Gastgeberin und lädt kunstinteressierte Gäste in ihr Atelier ein. Es geht dabei ums Essen, um Malerei und um die Kommunikation miteinander.

Foto: Bernd Schaller

Inken Boje ist perfekt vorbereitet. Die Mitte ihres Ateliers hat die Künstlerin freigeräumt, die Wände sind mit einigen ihrer Arbeiten geschmückt, auf einer Kochplatte wartet ein Topf darauf, erhitzt zu werden. Aber noch fehlt der Tisch, seine Dekoration, und auch die Stühle bedürfen noch einer Verschönerung. Die Gäste, die größten Teils an diesem Abend zum ersten Mal ihr Atelier betreten, haben also noch ein wenig zu tun, bevor sie sich zu Inken Bojes Gastmahl setzen können.

Und so wird erst einmal mit angepackt. Zwei Holzböcke, mit einer etwa anderthalb mal drei Meter großen, dicken Pappe, werden im Nu zum Tisch, Packpapier zur Tischdecke. Zur Dekoration liegt buntes Krepp-Papier bereit, das, in Streifen geschnitten, bald die Tafel ziert. Die ein wenig in die Jahre gekommenen Stühle und Hocker umwickeln fleißige Hände mit Stoffen und werden so mit Krepp-Papier oder was eben geraden da ist, in ansehnliche Möbel verwandelt. Auch die von Inken Boje vorbereiteten Papp-Kerzenleuchter sind rasch bemalt, mit bunten Streifen. Denn ihr Gastmahl "Aufgetafelt" steht eben unter diesem Motto Streifen, soviel hat die Künstlerin, die in Mörsenbroich arbeitet und in Flingern lebt, vorab ihren Gästen verraten.

"Ich beschäftige mich seit einigen Jahren in meiner Malerei mit dem Thema Streifen", sagt Inken Boje, die außer der Malerei auch Installationen, Skulpturen und Videos als künstlerische Mittel nutzt. "Vom System her sind Streifen etwas sehr Einfaches. Aber je länger und intensiver ich mich damit beschäftige, desto mehr erstaunt mich, wie viele Varianten es gibt, welcher Reichtum sich in ihnen findet." Und in der Tat. Das rot gehaltene Bild, das den Atelierraum dominiert, ist nicht statisch; vielmehr scheint es ständig in Bewegung zu sein. "Man kann meine Bilder immer wieder anders sehen. Darin korrespondieren sie mit unserem Geschmack, der uns Speisen – je nach Tagesverfassung – immer anders wahrnehmen lässt."

Folglich hat auch das Essen an diesem Abend etwas mit Streifen zu tun. Während einige Gäste den Tisch noch mit Gläsern versehen, kümmern sich anderen um das Anrichten der Vorspeise: Möhrensalat mit einem Streifen aus Cashewkernen; auch der Hauptgang, das Bollito misto, wird später noch den letzten Schliff durch frische Gemüse – in Streifen geschnitten, versteht sich – bekommen. "Ich koche so, wie ich male. Puristisch", sagt Inken Boje. "Ich verwende einfache Zutaten, die, weil ich sie nicht schöne und überdecke, ihr einzigartiges Aroma entfalten." Nicht nur das: Der köstliche Möhrensalat sieht noch dazu aus wie ein gemaltes Bild, bildet eine Parallele zu ihrer Kunst, so wie es der ganze Abend auch sein soll.

"Es geht mir nicht darum, dass die Leute sich an einen gedeckten Tisch setzen. Ich möchte vorgefertigte Vorstellungen durchbrechen, einen ungewohnten Augenblick schaffen, auf den Menschen reagieren." So wie im vergangenen Frühjahr, als Inken Boje auf dem Oberbilker Markt eine Skulptur – einen "Meteorit" – aufstellte, um zu sehen, ob und wie die Passanten darauf reagieren, wie sie mit ihrer Kunst in einen Dialog treten würden.

"Essen ist auch eine Kommunikationsform, die einen künstlerischen Weg findet, um Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen", sagt Inken Boje. Das klappt an diesem Termin prima. Bis spät in den Abend – eigentlich sollte um 22 Uhr Schluss sein – plaudern ehemals Fremde in Inken Bojes Atelier vergnügt miteinander und genießen Streifen – visuell und kulinarisch.

(RP)
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