Benrath Der lange Weg zum Normalgewicht

Benrath · Das Sana-Krankenhaus hat ein Adipositaszentrum eröffnet, in dem übergewichtige Patienten betreut werden.

 Krankenschwester Grazyna Prescher (v.l.) Sana-Geschäftsführer Christian Engler, Thomas Sonnenberg und Patient Wolfgang Schmidt, der 2010 noch 120 Kilogramm wog.

Krankenschwester Grazyna Prescher (v.l.) Sana-Geschäftsführer Christian Engler, Thomas Sonnenberg und Patient Wolfgang Schmidt, der 2010 noch 120 Kilogramm wog.

Foto: olaf staschik

Hat der Stuhl Armlehnen? Ist er groß genug, dass ich nicht darin stecken bleibe? Ist er stabil genug, um mein Gewicht zu tragen? Stark übergewichtige Menschen müssen sich stets solche Fragen stellen. "Ich merke, dass die Menschen, die zu mir kommen, oft erstmal den Raum scannen und prüfen, ob das Mobiliar überhaupt für sie geeignet ist", erzählt Andreas Flüs, Leiter des Adipositaszentrums NRW der Sana-Kliniken. "Selbstverständlich ist es das. Wir haben Betten, die für bis zu 500 Kilogramm geeignet sind. Uns ist es wichtig, die Patienten ernst zu nehmen und dazu gehört die richtige Ausstattung."

Flüs leitet seit 2012 das Adipositaszentrum mit mehreren Standorten, unter anderem in Duisburg und in Köln. Nun hat auch am Sana-Krankenhaus in Benrath eine Abteilung für Adipositas und Metabolische Chirurgie eröffnet. Chefarzt ist Thomas Sonnenberg. Der Chirurg hat sich seit Jahren auf das Fachgebiet spezialisiert. Flüs, Sonnenberg und dem Team liegen vor allem die ganzheitliche Versorgung der Patienten am Herzen. "Adipositas ist ein schwieriges, komplexes Thema. Meist ist jemand nicht nur übergewichtig", sagt Sonnenberg. Viele der Patienten haben Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder Sauerstoffmangel. "Starkes Übergewicht verschlechtert die Lebensqualität enorm. Ich habe Menschen getroffen, die einen Bewegungsradius von 1,5 Metern hatten. So lang war der Schlauch des Sauerstoffgeräts neben ihrem Bett."

Deswegen sind in den Adipositasabteilungen der Sana-Kliniken viele Experten involviert, von Ernährungsberatern über Psychologen bis zu den Hausärzten. 2100 Patienten wurden an anderen Standorten bisher behandelt, nur 17 Prozent benötigten eine Magenverkleinerung. Bis es zur Operation kommt, ist es meist ein langer Weg; deswegen unterstützt Flüs die Patienten auch bei den Anträgen an die Krankenkassen. Der gelernte Krankenpfleger weiß, wovon er spricht, denn er hat die Operation selbst hinter sich.

Auch Wolfgang Schmidt hat von Thomas Sonnenberg den Magen verkleinert bekommen. Bis zu einem Verkehrsunfall wog er 95 Kilogramm bei einer Größe von 1,71 Metern. In Folge des Unfalls musste ihm der Unterschenkel amputiert werden und er nahm 30 Kilo zu. Nach hartem Ringen mit der Krankenkasse übernahm diese schließlich die Kosten für die Operation. Jetzt - zwei Jahre später - wiegt der 69-Jährige nur noch 64 Kilo und kann gut auf seiner Prothese laufen. Auch die anderen Beschwerden sind verschwunden. "Leicht ist es trotzdem nicht, denn der Körper ist auf das viele Essen programmiert", erzählt Schmidt. "Aber ich genieße mein neues Leben."

(arm)
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