Niederkassel Alt-Niederkassel im Wandel

Niederkassel · Seit etwa 20 Jahren steht das Häuschen an der Ecke Heinsbergstraße leer. Jetzt soll es abgerissen und durch Einfamilienhäuser ersetzt werden. Anwohner kritisieren die hohe Baudichte hinter der St. Annakirche.

 Das Häuschen Ecke Heinsbergstraße wird abgebrochen. Der rechte Teil ist noch bewohnt. Die Familie wird in eins der neuen Häuser einziehen.

Das Häuschen Ecke Heinsbergstraße wird abgebrochen. Der rechte Teil ist noch bewohnt. Die Familie wird in eins der neuen Häuser einziehen.

Foto: M. Willner

Das Wohngebiet Alt-Niederkassel ist im Umbruch. Nach dem bereits einige alte Häuschen abgebrochen und durch Neubauten ersetzt wurden, ist nun das seit vielen Jahren leerstehende und marode Häuschen an der Ecke Alt-Niederkassel/Heinsbergstraße an der Reihe, abgerissen zu werden. Die linksrheinischen Bezirksvertreter genehmigten den Abruch von zwei Wohngebäuden mit insgesamt drei Wohnungen, einer Garage sowie mehrerer Schuppen und einem Werkstattgebäude. Die Bauten waren 1920 und 1955 errichtet worden und stehen teils seit 20 Jahren leer. So hatte die Politik dann auch kein Problem mit dem Abriss. Das Grundstück soll mit vier Einfamilienhäusern neu bebaut werden. Der Bauherr hatte bereits Neubaupläne eingereicht, die aber wegen der Abweichungen vom gültigen Bebauungsplan nicht genehmigt wurden. Grund für die SPD-Fraktion, auf eventuelle Nachbarschaftskonflikte hinzuweisen. Deshalb regte sie an, dass die Pläne für die Neubebauung in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung vorgestellt werden. "Nur wenn das neue Baukonzept 1000 und mehr Quadratmeter aufweist, dann kann der Bebauungsplan in der Bezirksvertretung diskutiert werden", erklärte Bezirksverwaltungschefin Iris Bürger. Bislang seien keine neuen Pläne eingereicht worden. Grund für die SPD, sich bei der Abstimmung zu enthalten.

An anderer Stelle in Alt-Niederkassel aber geht es wesentlich lockerer zu, was Abstandsflächen und Baudichte betrifft. Und zwar in dem Teil hinter der St. Annakirche. Denn dort, wo sich einst ein Bauernhäuschen befand, steht bereits der Rohbau einer respektablen Villa. Und in die Lücke daneben wird ein weiteres Haus gequetscht, das direkt an das bestehende Gebäude gesetzt wird. "Dabei wurde sogar unser nur zu einem Teil unterkellertes Haus zwecks Stabilisierung des Neubaus untergraben", sagt Susanne Boroh. "Wir haben uns bei der Bauaufsicht beschwert mit dem Ergebnis, dass alles in Ordnung sei, der Nachbar dürfe das, müsse lediglich die Grube wieder verfüllen. "Wir sind nicht einmal gefragt worden." Vor dem Hintergrund, dass ein Sechs-Familien-Haus mit Tiefgarage im Rücken der Niederkasseler Grundschule, an der Straße Am Deich geplant ist, kritisiert Susanne Boroh, ebenso wie einige Nachbarn, die massive Bebauung in diesem Teil Alt-Niederkassels. Doch wurde die Bauvoranfrage für das Sechs-Familien-Haus in der Bezirksvertretung nicht diskutiert, weil die Verwaltung sie kurzfristig zurückzog.

Das Dilemma an dieser Stelle ist, dass Alt-Niederkassel baurechtlich geteilt ist. Von der Apfelweide bis zur Kanalstraße gibt es einen gültigen Bebauungsplan (B-Plan), deshalb gelten beispielsweise für den Bauherrn Heinsbergstraße/Alt-Niederkassel strenge Regeln. Mehr Spielraum dagegen haben die Bauherrn, die hinter der St. Anna Kirche bauen wollen, weil es für diesen Teil keinen qualifizierten Bebauungsplan gibt. So werden Neubauten nach Paragraf 34 beurteilt. Das heißt, sie müssen sich lediglich in die Umgebung einfügen.

Weil das städtebaulich nicht immer sinnvoll ist, beauftragten die Stadtteilpolitiker die Verwaltung auf Anfrage der Grünen, ihnen mitzuteilen, wo es im linksrheinischen Stadtbezirk Bebauungspläne gibt und wo nicht.

(RP)
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