Himmelgeist Krankenpflege an der Kastanie

Himmelgeist · Der Pilzbefall an der Himmelgeister Kastanie ist zwar nicht aufzuhalten, trotzdem wird der unter Naturdenkmal stehende Baum von der Stadt Düsseldorf gepflegt. Gestern entfernte ein Baumkletterer Totholz in der Baumkrone.

 Der Arbeitsplatz des geprüften Fachagrarwirts für Baumpflege und Sanierung, Martin Leupold, liegt in schwindelerregender Höhe.

Der Arbeitsplatz des geprüften Fachagrarwirts für Baumpflege und Sanierung, Martin Leupold, liegt in schwindelerregender Höhe.

Foto: günter von ameln

Zwei Weltkriege hat die Himmelgeister Kastanie überlebt, unzählige heiße Sommer überstanden und auch frostige Winter machten ihr nichts aus. Rund 100 Jahre ist der Baum alt, der aufgrund seiner Einzigartigkeit und Schönheit bereits zum Naturdenkmal erklärt wurde. Zwar kämpft die Himmelgeister Kastanie schon seit einiger Zeit mit der Kastanienminiermotte, die die Blätter schwächt, standhaft ist das prächtige Gewächs bisher aber geblieben. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass diese Insekten an Kastanienbäumen zu finden sind", sagt Roger Bähr, städtischer Natur- und Landschaftspfleger. Schließlich sei noch kein Fall bekannt, bei dem eine Rosskastanie aufgrund der Motten gefällt werden musste.

Lebensverlängernde Maßnahmen

Bauchschmerzen bereitet Bähr eine ganz andere Sache: Ein Pilz. "Von außen nach innen frisst sich der Pilz und ist nicht aufzuhalten", erklärt Silke Wiebrock vom Gartenamt in Düsseldorf. Wie ein unaufhaltsamer Krebs könne man sich die Zerstörung des Baumes vorstellen, fügt sie hinzu. Die Folge: Von der Baumkrone beginnend sterben die Äste ab und werden zur Gefahr für Fußgänger, Radfahrer und Tiere. Weiträumig abgezäunt ist die Kastanie und sogar die angrenzende Bank wurde entfernt.

Weil das Himmelgeister Naturdenkmal aber so einzigartig in der Umgebung sei, kümmert sich die Stadt trotzdem um das kränkelnde Gewächs. Mit schwerem Gerät wollte das Gartenamt aber nicht anrücken, denn ein Steiger samt Korb hätte vermutlich noch mehr zerstört. "Deswegen haben wir einen Baumkletterer der Firma Behnke engagiert, der die Schnittarbeiten an der Baumkrone übernimmt", sagt sie. Martin Leupold (31) war gestern vor Ort und rüstete sich für die Arbeiten in schwindelerregender Höhe.

Eigentlich ist der Baumkletterer gelernter Krankenpfleger — weil ihm die Arbeit aber zu eintönig wurde, kümmert sich der 31-Jährige jetzt um Bäume. Bewaffnet mit einer Handsäge aus Japan und einer Stangensäge hangelt sich der Baumpfleger mit Hilfe eines Aufstiegseils in Windeseile nach oben. "Baumschonend ist die Kletteraktion natürlich", versichert Leupold, der nur einen Ankerpunkt benötigt, um das Arbeitsseil zu fixieren. Zunächst schaut sich der Experte einmal um und sucht nach Schwachstellen der Kastanie. Einen mittelstarken Vitalitätsbefall sehe Leupold und schon beginnt die Arbeit. Der Profi greift zur Säge und die ersten Äste fallen zu Boden. "Einige Exemplare sind von innen schon richtig verschimmelt", sagt Silke Wiebrock, die sich gleich ein paar Totäste schnappt. Rund zwei Stunden hatte Leupold für die Maßnahme eingeplant, vollständig beenden konnte der Baumkletterer seine Arbeit aber nicht. Verständnis gab es aber von allen Seiten, denn Leupold erfuhr noch auf der Kastanie, dass seine Frau in den Wehen liegt. Für Wiebrock und Bähr war der Baumkletterer damit selbstverständlich entschuldigt.

Vielleicht folgt eine Fortsetzung

"Im Inneren der Kastanie hat Herr Leupold eigentlich das ganze Totholz entfernt", sagt Wiebrock. Wenn der Baumkletterer sich dann wieder auf die Himmelgeister Kastanie konzentrieren kann, will das Gartenamt noch mal Rücksprache mit ihm halten. "Eventuell können wir dann mit einem Steiger und einem besonders schmalen Korb die äußeren Partien bearbeiten", meint Wiebrock.

Sollten die Maßnahmen an dem Naturdenkmal in Kürze weitergehen, wünscht sich Andreas Vogt vom Freundeskreis Himmelgeister Kastanie eine frühzeitige Ankündigung von Seiten der Stadt, damit er beim Erhalt des Gewächses vor Ort sein kann.

(RP)
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