Mordfall Lucan in Düsseldorf Rätsel um den abgebrochenen Schlüssel

Düsseldorf · Als der des Mordes angeklagte Thomas S. am 20. November 2004 mit einem Bekannten versuchte, die Tür von Susanne Lucans Wohnung zu öffnen, war das Schloss blockiert. "Der Schlüssel steckt von innen", sagte der Angeklagte damals am Polizeinotruf, den die Männer aus Sorge um Susanne angerufen hatten.

Aus dem Mitschnitt geht auch hervor, dass S. später entdeckt haben will, dass der Schlüssel "von außen abgebrochen" war.

Am Dienstag sagte nun ein vom Gericht beauftragter Sachverständiger aus dem Landeskriminalamt aus. Er hat bei der Untersuchung des Schlüsselrests festgestellt, dass der Sicherheitsschlüssel tatsächlich von außen abgebrochen war. "Das muss bewusst und gewollt geschehen sein", sagte der Fachmann, anders seien die Spuren nicht zu erklären. Der Schlüssel sei auch nicht, wie etwa in einem "hakenden Schloss" hin- und herbewegt worden, sondern in einer Auf- und Abwärtsbewegung zerbrochen.

Ob das mit der Hand geschehen sein könne oder ein Werkzeug dazu nötig sei, konnte der Experte nicht sagen — und auch nicht ausschließen, dass es sich bei dem zerbrochenen Schlüssel um eine Kopie des Originals handelt. Das soll er nun noch untersuchen.

Seit dem Tod der damals gerade 27 Jahre alt gewordenen Susanne Lucan ist deren Schlüsselbund verschwunden. Einen Zweitschlüssel besaß nur ihre Mutter. Der Sachverständige sagte gestern, üblicherweise würden vom Hersteller des Schlosses drei Schlüssel ausgegeben. Die "Schlüsselgeschichte" sei ihm ein Rätsel, sagte Verteidiger Rüdiger Deckers, der sich fragt, ob womöglich "jemand" versucht habe, das Sicherheitsschloss an Susanne Lucans Wohnungstür zu präparieren, damit es von einem Unbekannten, der keinen Schlüssel habe, leicht geöffnet werden könne — so sei es etwa bei Einbrechern eine nicht unübliche Praxis.

Allerdings war auch am Abend, an dem die Tote in ihrer Wohnung entdeckt worden war, versucht worden, das blockierte Schloss mit einem Schraubendreher zu bewegen — das hatte nicht funktioniert.

Staatsanwalt Christoph Kumpa hält für wahrscheinlicher, dass der Täter den Schlüssel abgeschlagen habe — womöglich mit der bis heute verschwunden Mordwaffe — um den Zeitraum und die Umstände kontrollieren zu können, unter denen das Verbrechen entdeckt würde.

(RP)
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