Mönchengladbach So entstand die Traumhochzeit

Mönchengladbach · Enttäuschung, Mut und tränenreiches Happy-End: Am Morgen nach dem Heiratsantrag bei der Prinzenproklamation erzählten Katja Jung und Jochen Morjan im RP-Gespräch ihre ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Versuchen wir doch mal zu analysieren, was Freitagabend in der Kaiser-Friedrich-Halle passiert ist. Haben Sie schon mal die Sendung "Nur die Liebe zählt" mit Kai Pflaume gesehen?

Jung Klar. Ziemlich peinlich. Dieses ganze Brimborium, diese großen Inszenierungen finde ich lächerlich.

Morjan Wenn dann einer in einem Riesenstadion seine Frau per Lautsprecher fragen lässt: "Gisela willst Du mich heiraten" — da frage ich mich immer: Was soll das?

Ok, zweiter Versuch. Vor 700 Leuten aufzutreten, ist für sich schon keine Kleinigkeit. Dann noch seiner Partnerin einen Heiratsantrag zu machen, ist sehr mutig. Lieben Sie die Öffentlichkeit?

Morjan Überhaupt nicht. Ich bin niemand, der sich gerne vor anderen produziert. Das liegt mir nicht.

Dritter Versuch: Aber Sie lieben doch bestimmt Überraschungen?

Jung Ich hasse Überraschungen. Ich kann schon Geschenke nur schwer ertragen. Deshalb wünsche ich mir immer Geschenkgutscheine.

Dann müssen Sie uns aber doch mal erklären, wie es zu diesem ganz besonderen Heiratsantrag gekommen ist.

Morjan Im Dezember blätterte Katja in einem Prospekt und war begeistert von einem Collier. Da dachte ich: Das ist ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. Ich habe es in Düsseldorf gekauft. Das war die Zeit, als ich mir überlegte, wie wir die Proklamation gestalten wollen. Ich dachte an mich als Prinz, Katja als Prinzessin, an Märchen, an Kniefall — und plötzlich war der Gedanke da.

Solche Ideen haben wahrscheinlich viele. Aber kaum jemand macht sie am Ende wahr. Haben Sie nicht zwischendurch überlegt, einfach bei einem netten Abendessen um ihre Hand anzuhalten?

Jung Das ging schlecht.

Warum?

Jung Wir waren uns einig, dass wir nicht heiraten werden. Jochen hatte mir schon vor Jahren einen Heiratsantrag gemacht. Ich lehnte ab. Ich war schon einmal verheiratet und wollte auf gar keinen Fall noch einmal. Aber ich wusste, wie sehr das sein Herzenswunsch war. Also habe ich ihm zu Weihnachten 2004 Ringe geschenkt und gesagt: "Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung!" Doch diesmal wollte er nicht.

Wieso das nicht?

Morjan Mir war das zu öffentlich.

Jung (bricht in lautes Gelächter aus) Klar, das versteht nach gestern jeder.

Morjan Ich meine: Heiligabend sollte ich den Ring bekommen — und ihn dann an Weihnachten sofort der Familie und Freunden zeigen. Ich fühlte mich auch gar nicht gefragt, eher überrumpelt.

Jung Also haben wir beschlossen: Jetzt steht es eins zu eins. Und wir sind mit dem Thema ein für allemal durch.

Dann war der Antrag vor 700 Menschen ja nicht nur mutig, sondern todesmutig.

Morjan Nicht, was Katjas Reaktion anlangt. Da war ich mir ganz sicher. Aber ich wusste überhaupt nicht, wie das Publikum reagiert. Pfeifen die mich aus? Werde ich zur Riesen-Lachnummer? Da war ich mir wirklich unsicher. Und das war auch der Grund, weshalb ich vorher meinen Adjutanten und meinen besten Freund eingeweiht habe. Genau das wollte ich von ihnen wissen: Kann man so was machen?

Was haben Sie mitbekommen von den Reaktionen der Zuschauer in der Kaiser-Friedrich-Halle?

Jung In der Situation gar nichts. Hinterher hat mir Dieter Beines gesagt: 80 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer hatten Tränen in den Augen.

Morjan Dann habe ich Hunderte Frauen zum Weinen gebracht. Das ist ja eine ganz schöne Leistung.

Jung Und eine Menge Männer gegen dich aufgebracht.

Warum?

Jung Ich bin sicher, dass viele Frauen ganz schön neidisch auf mich sind und sich so einen wunderschönen Heiratsantrag auch wünschen würden oder gewünscht hätten.

Wann haben Sie begriffen, was Ihr Jochen da tut?

Jung Sehr, sehr spät. Ich war voll konzentriert auf meinen Auftritt. Wir wollten ja aufeinander abgestimmte Texte vortragen. Ich kannte seine Rede ganz genau.

Morjan Die hatte ich ihr schließlich vorher gezeigt. Aber die falsche natürlich.

Jung Während er seine Passage vortrug, ging ich im Geiste meinen Einsatz durch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er redet zu lange. Plötzlich sagte er mir, ich solle mich umdrehen. Ich wusste überhaupt nicht, was los war. Und dachte: Was soll das bloß? Dann hat er mir dieses wunderschöne Collier umgehängt und ich dachte, jetzt geht‘s normal weiter.

Doch dann ging er in die Knie und stellte die alles entscheidende Frage.

Jung Ich habe die ganze Zeit gedacht: So ein Mist, jetzt ist die Musik so laut. Keiner wird mein "ja" hören. Darum habe ich es dann so laut gerufen. Und ich habe mir die ganze Zeit innerlich gesagt: Fang bloß nicht an zu heulen.

Aber Sie waren trotz der Vorgeschichte sofort sicher, dass sie "ja" sagen?

Jung Hundertprozentig. Das war alles so traumhaft schön, und es passte so perfekt. Das war einfach nur der Knaller.

Hat Sie seitdem irgendjemand nicht auf den Heiratsantrag angesprochen?

Morjan (überlegt) Nein, wirklich ohne Ausnahme alle, die wir getroffen haben.

Jung Das Handy klingelt ununterbrochen. Es kommen viele SMS. Auf der Bühne wird ständig davon geredet. Auch auf der Straße werden wir angesprochen.

Hatten Sie bei dem ganzen Trubel schon Zeit, sich gemeinsam zu überlegen, wie die Hochzeit sein soll?

Morjan Keine Minute. Entweder wird es ganz klein und intim oder riesengroß. Ich glaube dazwischen gibt es für uns nichts.

Jung Fest steht: Wir lieben uns. Wir werden heiraten — und freuen uns beide sehr darauf.

Ralf Jüngermann führte das Gespräch.

(RP)
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