Remscheider vor Gericht Opfer belastet Ex-Freund schwer

Remscheid/Wuppertal · Der Remscheider soll die 25-Jährige nach einer Affäre erpresst und misshandelt haben. Die Sprachprobleme in diesem Prozess machen es schwierig – bereits der vierte Dolmetscher musste den Dienst antreten.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Verhandelt wird gegen einen 27-jährigen Syrer aus Remscheid, der mit Unterstützung einer 49-jährigen Nachbarin eine 25-Jährige nach einer Affäre erpresst und misshandelt haben soll. Deutschkenntnisse bei den Hauptpersonen? Keine! Die seien überflüssig, so der Ex-Mann des Opfers, man wolle weiter in der gewohnten Tradition und Kultur leben.

Lieben würde sie den Angeklagten, aber heiraten auf keinen Fall, so das Opfer als bereits einmal Geschiedene. Der verstand das als Beleidigung. Aber Prügel und Messerstiche hätten ihm zur Wiederherstellung seines Stolzes nicht gereicht, so die Anklage: Für intime Aufnahmen von ihr, die er sonst in ihrer Familie verteilen wolle, solle sie ein Lösegeld von 10.000 Euro zahlen und wenn nicht, so der Vorwurf, würde er ihre dreijährige Tochter entführen und töten wollen.

Diese Vorwürfe bestätigte das bislang durch Corona verhinderte Opfer. Immer ausweichend und emotional erschwerte sie dem Gericht eine betont sachliche Verhandlungsführung. Ihre Ehre sei beschmutzt, ihre Freunde hätten sie verlassen, die Familie habe sie verstoßen, nachdem Einzelheiten ihrer Affäre bekannt geworden wären. Der Hauptvorwurf: Der Angeklagte sei unter ihrem Niveau gewesen, und Schläge von fremden Männern seien indiskutabel.

Unter Schock geriet sie, als zwei Audiodateien vom Beginn der heftigen Streits angespielt wurden, die in körperlichen Misshandlungen endeten. Eine Befragung war kaum möglich – die Ermahnung des Vorsitzenden, sie solle „jetzt mal die Zähne zusammenbeißen“, half nicht wirklich. Unter Tränen lief sie aus dem Saal, der Prozess musste ein weiteres Mal unterbrochen werden.

Widerspruch kam auch von anderen Prozessbeteiligten. Die Gesprächsdateien waren erst zu Beginn des Termins in die Verhandlung eingeführt worden – übersetzt auf 2725 Seiten. Die Vorstellung des Gerichts, dass zwei Stunden für deren Studium und für gezielte Fragen an die Zeugin ausreiche, sei zu optimistisch. Das mit anderthalb Stunden längste der Telefonate sprenge schon jeden Rahmen.

Die Befragung der Zeugin konnte schließlich mit beruhigender Unterstützung durch ihre Anwältin abgeschlossen werden. Der Prozess am Wuppertaler Landgericht wird fortgesetzt.

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