Geplante Interimsstraße Kampf um Hofgarten-Bäume

Düsseldorf · Die geplante Interimsstraße, über die während des Baus des Kö-Bogens der Verkehr fließen soll, sorgt weiterhin für Empörung. Insbesondere die mangelnde Information und die geplante Fällung von 24 Bäumen stehen in der Kritik.

 Iris Bellstedt (Grüne) wehrt sich gegen die Fällung von 24 Bäumen auf dem Areal der geplanten Interimsstraße.

Iris Bellstedt (Grüne) wehrt sich gegen die Fällung von 24 Bäumen auf dem Areal der geplanten Interimsstraße.

Foto: Christoph Göttert

Iris Bellstedt, Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, hat eigentlich einen kurzen Draht zu OB Dirk Elbers (CDU). Doch gestern wandte sie sich in einem offenen Brief an das Stadtoberhaupt. Anlass war die Interimsstraße, die am Rande des Hofgartens, entlang des Gewässers Landskrone, entstehen soll. Auf ihr sollen die Autos fahren, während auf dem Jan-Wellem-Platz der erste Abschnitt des Kö-Bogens gebaut wird. Für die Straße müssen 24 Bäume gefällt werden.

"Ich fordere Sie im Namen meiner Fraktion auf, hier unverzüglich einzuschreiten und die höchst umstrittene Baumfäll-Aktion zu stoppen", appelliert Bellstedt im offenen Brief an Elbers. Seine Pläne, am Hofgarten einen Info-Pavillon einzurichten, um die Bürger transparent über die Maßnahme und alle Schritte zu informieren, bezeichnet sie als "Frechheit": "Erst werden die Bäume gefällt und dann die Bürger informiert. So kann ein OB nicht mit der Bevölkerung umspringen."

Im Rathaus kann man diese Aufregung nicht verstehen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass eine solche Straße für die Übergangszeit angelegt werde, sagt Elbers. Planungsdezernent Gregor Bonin, der seit dem Tod des Beigeordneten Werner Leonhardt übergangsweise auch für den Bereich Verkehr zuständig ist, betont, dass die Kleine Kommission 2009 zweimal über diese Pläne informiert worden sei. In der Kommission sitzen auch Vertreter von CDU, FDP und Grünen; die SPD hatte sich geweigert, um ein Zeichen zu setzen, dass sie den Kö-Bogen als Ganzes ablehnt. "Ob die Politik diese Information als genügend empfunden hat, ist ihr Problem. Wir haben alle Karten auf den Tisch gelegt", sagt Bonin.

Was er einräumt, ist, dass man in der Öffentlichkeit stärker um Verständnis hätte werben sollen. Doch auch dies sei wegen des plötzlichen Todes Leonhardts Anfang Dezember 2009 nicht in die Wege geleitet worden. "Transparenz ist ab sofort mein Thema", verspricht Bonin. Den Anfang macht am kommenden Montag eine Sondersitzung der Kleinen Kommission, in der es nur um die Interimsstraße gehen soll. Die Baumfällungen wird das wohl nicht verhindern. "Wir versuchen jedoch, den Eingriff so gering wie möglich zu halten", sagt Bonin. Nach Ende der Bauarbeiten Ende 2013 werde alles rückgebaut, der Fußweg an der Landskrone wieder angelegt, neue Bäume würden gepflanzt. Die Kritiker kann das kaum besänftigen. Auch die Düsseldorfer Jonges, Wahrer des denkmalgeschützten Hofgartens, berieten gestern, wie sie verfahren. "Mich überrascht das rigorose Vorgehen", sagt Jonges-Baas Gerd Welchering. "Deshalb werden wir wohl Herrn Elbers noch einmal ansprechen."

"Die Straße wurde in dem landschaftspflegerischen Begleitplan nicht untersucht", erklärt Michael Süßer, Chef der Düsseldorfer Gruppe des Bunds Umwelt- und Naturschutz Deutschland. Laut Bonin sei dies bei Zwischenlösungen auch nicht vorgesehen. "Es stand doch damals noch nicht fest, wo sie verlaufen soll." Süßer hält das dennoch für einen Planungsmangel, "weil die Auswirkungen der Baustelle und der Neubauten auf die Natur nicht umfassend geprüft wurden". Wären die Pläne vorher bekannt gewesen, hätten man Alternativen für eine Umleitung des Verkehrs prüfen können. Ähnlich argumentiert die SPD und fordert Details im Verkehrsausschuss.

Die mangelnde Transparenz beim Umgang mit Parkanlagen bemängelt auch Andrea Vogelgesang, Mitbegründerin der Baumschutzgruppe Düsseldorf. Die Initiative hat in der Vergangenheit erreicht, dass mit dem Gartenamt regelmäßig Gespräche über Pflege- und Fällaktionen gesprochen wird. Aber über die Interimsstraße habe es keine Informationen gegeben. Das Ziel der Initiative ist es, dass jeder gesunde Baum, wenn irgend möglich erhalten wird. "Ein Baum ist eben keine Straßenlaterne oder irgend ein Ding, das nach Belieben weggenommen werden kann. Ein Baum ist ein Lebewesen", erklärt Vogelgesang. Das müsse bei allen Eingriffen in die Natur klar sein.

OB Elbers hat Verständnis für die Sorgen der Bürger um den Hofgarten: "Aber die Alternative wäre, den Bau noch langsamer zu verwirklichen", sagt er. "Dann dauert es bis 2020."

(RP)
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