Düsseldorf Falscher Bankräuber verklagt das Land

Düsseldorf · Weil ein 47-Jähriger irrtümlich von der Polizei festgenommen wurde, fordert er nun vom Land Schadenersatz.

 Wilfried Herbst soll mit einem Nikolauskostüm eine Bank überfallen haben und wurde 2011 festgenommen – zu unrecht.

Wilfried Herbst soll mit einem Nikolauskostüm eine Bank überfallen haben und wurde 2011 festgenommen – zu unrecht.

Foto: wulf kannegiesser

Von einer Ex-Freundin, von der er seit 2008 getrennt ist, sah sich Wilfried Herbst grundlos an die Polizei verraten. Denn im April 2011 hatte ein Räuber mit Nikolauskostüm, Zipfelmütze und falschem Rauschebart beim Überfall auf eine Kreissparkasse nahe Erkelenz rund 100 000 Euro erbeutet. Öffentlich fahndete die Polizei damals mit einem Täterfoto nach dem Räuber.

Die Ex-Freundin von Wilfried Herbst glaubte, den 47-jährigen Ex-Partner wieder zu erkennen, schickte die Polizei auf seine Spur. Herbst musste mit zur Wache, seine Wohnung wurde durchsucht. Weil er mit dem Überfall nichts zu tun hatte, verklagt er beim Landgericht seit gestern das Land NRW auf Schadenersatz von 774,35 Euro, der durch die irrtümliche Polizeiaktion entstanden sei.

Wilfried Herbst besitzt ein Nikolauskostüm und war damit auch oft außerhalb seiner Wohnung unterwegs. Denn als Nebenjob trat der frühpensionierte Ex-Postler oft in Kliniken und bei Kindergeburtstagen auf. Doch ihn allein deshalb mit Fahndungsfotos der Polizei zu verwechseln, die damals den Bankräuber von Erkelenz suchte, findet Herbst jetzt "unmöglich". Er und seine Familie halten sogar einen Racheakt der Ex-Geliebten für denkbar.

Die Frau wurde für ihren falschen Tipp, der eine Polizeiaktion für 17 000 Euro ausgelöst haben soll, nicht belangt. Der 47-Jährige ist dafür im Mai 2011 in Neuss festgenommen und zur Wache gebracht worden, wo er stundenlang bei einem Becher Wasser ausharren musste. Derweil wurde seine Wohnung samt Keller und Dachgeschoss durchsucht. Tathinweise fanden sich nicht.

Herbst beklagt, die Beamten hätten "ein Chaos" hinterlassen, seine Sammlung mit Kleinteilen für Modellbahnen überall zerstreut und dem unbescholtenen Bürger außerdem psychisch schwer zugesetzt. Fahrten zum Arzt wegen Schlafstörungen, Nervenleiden und Zähneknirschen seien nötig gewesen, so die Klage. Auch will er für Schäden an der Modellbahn entschädigt werden.

Von den damals eingesetzten Beamten sagte einer als Zeuge: "Wir räumen nach Durchsuchungen nicht auf. Aber wir hinterlassen auch kein Chaos." Herbst lenkte ein, will seine Klage gegen das Land gegen 400 Euro fallen lassen. Das muss der Anwalt des Landes jetzt prüfen. Andernfalls schreitet die Richterin Mitte August zum Urteil. Den wahren Räuber hat die Polizei übrigens gefasst. Er soll sogar vier Banküberfälle begangen haben. Von seinem Kostüm hat sich Herbst trotz alledem nicht getrennt.

(RP)
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