Düsseldorf Ein Paradies auf Erde

Düsseldorf · Die Gerresheimer Kleingärtner "Am Balderberg" haben einen Landeswettbewerb gewonnen. Wir haben die Anlage besucht.

 Am Rande der Gerresheimer Höhen liegen die 84 Kleingärten des Vereins "Am Balderberg". Für Helmut Herder und Friederike Guderian sind sie der Gegenpol zum Alltag. "Jeder Tag hier ist wie ein kleiner Urlaub", sagt Guderian.

Am Rande der Gerresheimer Höhen liegen die 84 Kleingärten des Vereins "Am Balderberg". Für Helmut Herder und Friederike Guderian sind sie der Gegenpol zum Alltag. "Jeder Tag hier ist wie ein kleiner Urlaub", sagt Guderian.

Foto: Andreas Bretz

Es ist ein stimmungsvoller Anblick, wie der Frühnebel langsam aus den Gärten aufsteigt. Die morgendlichen Sonnenstrahlen beleuchten die Apfelbäume, die Luft riecht nach frischer Erde. "Jeder Tag hier ist wie ein kleiner Urlaub", sagt Friederike Guderian und schaut sich zufrieden um. Die Vorsitzende des Vereins "Am Balderberg" verwaltet ein kleines Paradies. Die Kleingartenanlage liegt am Fuße der Gerresheimer Höhen. Auf der einen Seite plätschert der Pillebach, auf der anderen umranden die hohen Bäume die Gärten.

In den letzten Wochen gab es ein wenig Aufregung im Verein, positive Aufregung zum Glück: Die Gerresheimer Kleingartenanlage gewann in diesem Sommer den ersten Platz beim Landeswettbewerb NRW. Die außergewöhnliche Qualität habe für bleibende Eindrücke gesorgt, hieß es in der Begründung.

Es sei vor allem die Vielfalt, die die Anlage so besonders mache, erzählt Guderian. Jeder Garten ist von den Nutzern individuell gestaltet. In einem Garten rahmt ein buntes Blumenbeet eine gepflegte grüne Wiese ein. Ein Grundstück weiter schlängeln sich kleine Pfade durch dichtes Grün. Viele Kleingärtner nutzen die Flächen zum Anbau von Obst und Gemüse.

Auch hinter der kleinen Gartenpforte von Guderian stehen einige Nutzpflanzen. Himbeeren, Erdbeeren und einige Obstbäume hat sie angepflanzt. "Ich backe gerne Kuchen mit den Früchten", erzählt sie. "Das freut die Familie." Weniger erfolgreich laufe es mit den Mairübchen, erzählt sie und beugt sich besorgt über ihre Hochbeete: Die Schnecken haben alle Pflanzen aufgefressen - ein kleiner Rückschlag für das Gärtnerherz.

Trotzdem legt Guderian viel Wert auf die Nähe zur Natur. Der Wald grenzt direkt an die Anlage. Nicht selten streifen die tierischen Waldbewohner zwischen den Hecken der Gärten entlang, um am Pillebach zu trinken. "Wir sehen hier Dachse und Füchse", erzählt Guderian. Die Greifvögel säßen nicht selten auf den Dachfürsten, manchmal sehe sie auch Schlangen. "Vor kurzem hat ein Hermelin meine Terrasse besucht", erzählt sie nebenbei, als wäre das etwas Normales für eine Großstadt.

Aber die Gärten sind eben wie eine kleine Insel. Vom Lärm und der Hektik der Stadt bekommen die Gärtner nichts mit. Sie sind umgeben von Natur. Damit diese ihnen erhalten bleibt, engagiert sich der Verein auch über die Grundstücksgrenzen hinweg: Regelmäßig pflegen sie den Pillebach und schaffen Nistmöglichkeiten für Hummeln und Schmetterlinge. Ein Imker kümmert sich um die Bienen auf dem Gelände.

Die Gerresheimer Kleingartenanlage ist anders als viele andere in der Stadt: "Wir sind modern", erklärt das Vorstandsmitglied Emil Flieskowski. An den Fahnenmasten hängen keine der klischeebehafteten Deutschlandfahnen, in den Gärten stehen keine Gartenzwerge. Dutzende Nationalitäten seien unter den Kleingärtnern vertreten. Alle Nutzer kennen sich untereinander. Wenn Guderian durch die Anlage läuft, trifft sie an jeder Ecke auf bekannte Gesichter. Auch Helmut Herder ist gerade in seinem Garten, als sie vorbeikommt. Der 85-Jährige ist seit 40 Jahren im Garten aktiv. "Ich mag es, in der Natur zu sein und selbst etwas gestalten zu können", erklärt er. "Das Gärtnern hält körperlich und geistig fit." Der Rentner pflanzt Blumen und Gemüse an, "sogar Kartoffeln wachsen hier", betont er. Für Guderian ist der Garten vor allem ein Ausgleich zum Job. "Das Arbeiten mit den Händen ist ein guter Gegenpol zum Büroalltag am Schreibtisch", findet sie.

Sie wollte lange nicht glauben, dass ihr Verein Chancen beim Landeswettbewerb haben könnte. Schließlich wurde sie doch überredet und bewarb sich. Zum Glück: Die Kommission, die Ende Juni in die Anlage kam, war begeistert: Die Gärten seien qualitativ hochwertig und mit viel Fachverstand gestaltet.

Als Sieger des Rheinlandes ist die Anlage automatisch für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Stress macht Guderian sich deshalb keinen. Der hat hier keinen Platz.

(RP)
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