Düsseldorf Uni leitet Verfahren gegen Herz-Spezialisten ein

Düsseldorf · Die Uni Düsseldorf hat ein Disziplinarverfahren gegen einen renommierten Herz-Spezialisten eingeleitet, will aber keine Gründe nennen.

 Strauer hatte als Pionier mit dem Einsatz von adulten Stammzellen bei Herzinfarkt-Patienten weltweite Resonanz ausgelöst.

Strauer hatte als Pionier mit dem Einsatz von adulten Stammzellen bei Herzinfarkt-Patienten weltweite Resonanz ausgelöst.

Foto: Gabriel, Werner

Die Uni Düsseldorf hat aus nicht genannten Gründen ein Disziplinarverfahren gegen den Herzspezialisten Prof. Bodo-Eckehard Strauer eingeleitet. Strauer hatte als Pionier mit dem Einsatz von adulten Stammzellen bei Herzinfarkt-Patienten weltweite Resonanz ausgelöst.

Zwei Kommissionen hätten die Forschungsarbeit des inzwischen emeritierten Spezialisten und ehemaligen Klinikdirektors unter die Lupe genommen. Als Resultat sei nun das Disziplinarverfahren eingeleitet worden, teilte eine Uni-Sprecherin am Montag mit, ohne Ergebnisse der Prüfungen nennen zu wollen. Die Staatsanwaltschaft sieht allerdings keinen Anfangsverdacht gegen den Mediziner. Strauer hatte Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens zurückgewiesen.

Bereits im März vergangenen Jahres hatte das Uni-Klinikum die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Behörde hatte die Unterlagen geprüft, aber mangels Anfangsverdacht kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die nun nachgereichten Unterlagen werde man aber ebenfalls noch prüfen, sagte Staatsanwalt Uwe Kessel der dpa.

Strauers Therapie hatte weltweit große Hoffnungen geweckt. Doch 2009 hatte die Universitätsklinik nach dem Wechsel der Klinikleitung das Programm der Herzstammzelltransplantation beendet. Der Professor hatte sich gegen die Vorwürfe gewehrt, wissenschaftlich nicht einwandfrei gearbeitet zu haben. "Das ist alles absurd", hatte er im Dezember 2012 in einer Stellungnahme mitgeteilt.

Bis 2009 war er mehr als 20 Jahre Leiter der Kardiologie an der Uni-Klinik. 2001 hatte er weltweit zum ersten Mal einen Herzinfarktpatienten mit dessen eigenen Knochenmark-Stammzellen behandelt. Dem Patienten waren die Stammzellen in das vom Absterben bedrohte Herzgewebe gespritzt worden.

Die Uniklinik hatte 2012 mitgeteilt, dass "Anhaltspunkte auf ein mögliches wissenschaftliches Fehlverhalten" vorlägen. Die Uni habe eine "interne Untersuchung" dazu eingeleitet und auch externe Experten hinzugezogen. Die Universität habe nicht gesagt, "was sie eigentlich untersucht", hatte Strauers Anwalt bereits damals kritisiert.

537 Krankenakten von Patienten seien gesichtet worden, hieß es am Montag vonseiten der Klinik. Strauer hatte eine Kampagne von Befürwortern der embryonalen Stammzellforschung vermutet. "Meine Suche nach einer ungefährlichen und ethisch einwandfreien Behandlungsmethode droht der embryonalen Stammzellenforschung ein Milliardengeschäft zu verderben", sagte er damals. "Nur so kann ich mir erklären, dass höchst lebendige Patienten von meinen Gegnern für tot erklärt werden, dass behauptet wird, es habe keine Tierversuche gegeben und dass meine Patienten nicht sorgfältig aufgeklärt worden seien."

(lnw)
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