Dormagen Sonntags wird "geschockt"

Dormagen · Seit mehr als 26 Jahren trifft sich Dieter Meissner regelmäßig Sonntags mit seinen Freunden in der Kneipe um zu "schocken". Das beliebte Thekenspiel ist ein fester Bestandteil in seinem Leben geworden.

 Um Punkt halb eins war Schluss, damit jeder pünktlich zum Essen kommt.

Um Punkt halb eins war Schluss, damit jeder pünktlich zum Essen kommt.

Foto: NGZ

Wenn Dieter Meissner vom "schocken" redet, dann hat er nicht vor, seine Mitmenschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Und wenn doch, dann nur am Kneipentisch mit seinem Würfelbecher in der Hand. Vor 26 Jahren gründete er mit seinem Freund Stephan Peiffer den Verein der Schockfreunde Nievenheim. Seit Jahrzehnten kennen sich die beiden vom Ringen beim AC Ückerrath. In ihrem Vereinslokal, der Kneipe an der Weihe in Nievenheim, lernten sie gemeinsam das Thekenspiel "Schocken".

"Es geht darum, mit Taktik und einem großen Haufen Glück den Gegner auszustechen", erklärt Meissner. Gespielt wird mit drei Würfeln pro Spieler, wobei im gegensatz zu herkömmlichen Würfelspielen die Augenzahl eins am besten ist. Der erste Spieler kann bis zu drei mal würfeln, um eine vorteilhafteste Kombination zu erreichen. Die nachfolgenden Teilnehmer dürfen allerdings nur höchstens so oft würfeln wie ihr Vorgänger.

Die bestmögliche Kombination sind drei einsen, es folgen zwei einsen plus eine möglichst hohe Zahl, ein sogenannter "Schock", danach ein Dreierpasch, eine Straße und als schlechtestes keine dieser Kombinationen. Verlierer einer Runde, die theoretisch mit unbegrenzt vielen Teilnehmern gespielt werden kann, ist derjenige, der am schlechtesten abschneidet.

"Normalerweise spielt man in der Kneipe um Bierrunden, wir haben das Geld immer für einen Ausflug gesammelt", sagt Dieter Meissner. Für den 51-Jährigen Rechtspfleger stand dabei, obwohl er selber glücklicher Junggeselle ist, besonders die Familienfreundlichkeit im Verein an erster Stelle: "Wenn wir uns Sonntags trafen war immer um Punkt halb eins Schluss, damit jeder pünktlich zum Mittagessen zu Hause ist."

Meissner hat früh die ehrenamtliche Arbeit für sich entdeckt. Zu seiner Hochzeit war er in sieben Vereinen Vorsitzender oder Geschäftsführer, doch das wurde selbst ihm irgendwann zu viel. Lieber sucht er neben der Arbeit nahezu täglich den Ausgleich auf dem Rad. "Es kommt nicht selten vor, dass ich Samstags drei bis vier Mal zum Hit-Markt nach Dormagen fahre, dann hab ich alles eingekauft und mich bewegt", erzählt er. Auch beim Ringen ist er immer noch aktiv. Bis in die zweite Bundesliga hat es Dieter Meissner dort geschafft. Die Sonntage hält er sich aber weitestgehend zum Schocken frei. "Ich hab auch noch den gelben Pullunder mit Vereinsemblem, den wir uns mal angeschafft haben", sagt er. "Der wird mir aber langsam zu klein", meint Meissner lachend und guckt auf seinen Bauch. Den 51-Jährigen kann wohl nichts schocken, außer drei Einsen bei seinem Gegner.

(NGZ)
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