Dinslaken ,Erdspinne' bereichert Japan-Ausstellung

Dinslaken · Museum Voswinckelshof zeigt die spektakuläre Neuerwerbung in der Grafik-Präsentation "Die Reise nach Westen". Das Triptychon gilt als das berühmteste Werk des japanischen Künstlers Utagawa Kuniyoshi.

 Gerhard Friedrich Philipp ist stolz auf seinen neusten grafischen Schatz: Das Triptychon "Die Erdspinne erscheint als Gespenst in der Residenz von Minamoto Raiko" ist in der Japan-Ausstellung "Die Reise nach Westen" im Museum Voswinckelshof zu sehen.

Gerhard Friedrich Philipp ist stolz auf seinen neusten grafischen Schatz: Das Triptychon "Die Erdspinne erscheint als Gespenst in der Residenz von Minamoto Raiko" ist in der Japan-Ausstellung "Die Reise nach Westen" im Museum Voswinckelshof zu sehen.

Foto: Martin Büttner

Die Erdspinne verträgt weder Licht noch Wasser. Wer sehen will, wie sie ihr Netz über Japan auswirft, um das Land mit Opium zu vergiften, der muss schon sehr genau hinschauen. Es lohnt sich: Handelt es sich doch hier um die berühmteste aller Grafiken des japanischen Künstlers Utagawa Kuniyoshi.

Der Sammler Gerhard Friedrich Philipp hat das Triptychon kürzlich auf einer Auktion in Japan ersteigert. Und selbstverständlich hat er die spektakuläre und in Kunstkreisen gerühmte Neuerwerbung sofort in die Präsentation der Japan-Ausstellung "Die Reise nach Westen" im Museum Voswinckelshof integriert: unbeleuchtet und unter Glas, um die empfindlichen Naturfarben und das in komplizierten Verfahren restaurierte Papier zu schützen.

"Die Erdspinne erscheint als Gespenst in der Residenz von Minamoto Raiko", so der komplette Titel der 1843 geschaffenen Grafik, sei "ein politisches Blatt", erklärt Philipp, "ein Bestseller", der zum Teil unterm Ladentisch gehandelt wurde, nachdem der Verleger Ibaya Senzaburo die Druckstöcke kurz nach dem Erscheinen des Bildes vernichtet und die noch nicht verkauften Bilder zurückgezogen hatte. Damit verhinderte er seine und Kuniyoshis Bestrafung, die unweigerlich erfolgt wäre.

Denn die Tempo-Reform des Großkanzlers Mizuno Tadakuni hatte seit 1841 mit verschärften Kontrollgesetzen tief in das Leben der Bürger in Japan eingegriffen. Theater und Konzerte wurden verboten, die Farbpalette der Holzschnitte auf acht reduziert. Die neuen Zensurgesetze verfolgten unnachgiebig jede politische Äußerung von Literaten und Künstlern. Aber mit Kreativität und einem ausgeklügelten Kanon von Verschlüsselungen und Anspielungen schlugen die Künstler der Zensurbehörde immer wieder ein Schnippchen.

Die Käufer suchten nach diesen Rätseln in den Bildern, versuchten sie zu entschlüsseln und legten sie fast immer als Kritik am politischen System aus. Das war durchaus im Sinne der Künstler, die sich — angesichts der vermeintlichen Harmlosigkeit der Darstellung — die Hände in Unschuld wuschen.

Dass auch "Die Erdspinne" so gezeichnet wurde, dass sie mehrere Interpretationen zulässt, liegt somit nahe. Die berühmteste Karikatur Kuniyoshis wird zusammen mit weiteren Drucken ähnlichen Inhalts aus der Sammlung von Gerhard Friedrich Philipp gezeigt. Der Leiter des Museums des Landkreises Osnabrück präsentiert im Museum Voswinckelshof rund 170 Druckgrafiken aus der Zeit vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Die Bilder veranschaulichen das Leben der Geishas und die Entwicklung der japanischen Gesellschaft.

Die Ausstellung läuft bis zum 30. März.

(RP)
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