Dinslaken Die Rathäuser kämpfen um gute Leute

Dinslaken · Gut eine Million Euro hat die Dinslakener Stadtverwaltung im vergangenen Jahr weniger fürs Personal ausgegeben. Was angesichts der angespannten Finanzlage erfreulich klingt, hat aber einen eher unerfreulichen Hintergrund.

Dass in Dinslaken die Ausgaben fürs Personal geringer ausgefallen sind als eingeplant, liegt nicht am unbedingten Sparwillen der Verwaltung, sondern an der Situation auf dem Arbeitsmarkt. Gute Leute sind rar, und die Kommunen befinden sich in einem Konkurrenzkampf, in dem sie nicht unbedingt die besten Karten haben. 2016 konnte die Besetzung freier Stellen oft nur zeitverzögert erfolgen, in einigen Fällen auch noch gar nicht.

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe, wie Rathausprecher Horst Dickhäuser erläutert. Zum einen stellen die großen Ruhrgebietskommunen, wie etwa Duisburg oder Oberhausen, die seit Jahren wegen ihrer finanziellen Nöte beim Personal hart gespart haben, wieder verstärkt ein, weil sie der Arbeit nicht mehr Herr werden, und zum anderen können die Kommunen nicht so viel zahlen wie die freie Wirtschaft, was ihnen speziell das Anwerben von Personal im technischen Bereich schwer macht. "Wenn wir Ingenieure einstellen wollen, enden die Vorstellungsgespräche manchmal ganz abrupt, wenn die Bewerber hören, was sie bei uns verdienen können", berichtet Dickhäuser.

Heißt das dann logischerweise, dass die Rathäuser ein Qualitätsproblem bekommen, weil sie nur noch die Leute verpflichten können, die in besser dotierten Jobs nicht unterkommen?

Für Dinslaken will Dickhäuser das nicht bestätigen. "Bei der Qualität machen wir keine Kompromisse. Unsere Ansprüche sind hoch", sagt der Rathaussprecher. Auch wenn eine Stadtverwaltung bei der Bezahlung nicht mithalten könne, könne sie doch mit anderen Vorteilen punkten.

Vielen Bewerbern sei wichtig, dass sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen können. "Hier bieten wir zum Beispiel ausgesprochen flexible Arbeitszeiten und auch Möglichkeiten die Arbeit ganz oder teilweise von zu Hause aus zu erledigen. Diese Angebote werden zunehmend wichtiger", sagt Dickhäuser.

Sie sollen ausgebaut werden, auch wenn dies zunächst mit höheren organisatorischen und technischen Kosten verbunden sei. Zudem böte eine kleinere Verwaltung wie die Dinslakener bessere Aufstiegsmöglichkeiten, als sie in großstädtischen Verwaltungen gegeben seien und aufgrund der flachen Hierarchien hätten die Mitarbeiter auch deutlich mehr Möglichkeiten, sich einzubringen und mit ihren Ideen Gehör zu finden. Bis jetzt sei es der Dinslakener Verwaltung trotz des verschärften Konkurrenzkampfes jedenfalls noch immer gelungen, ihre Stellen qualifiziert zu besetzen, wenn es gelegentlich auch länger dauere.

Das berichtet auch Bürgermeister Dirk Haarmann für die Voerder Verwaltung, auch wenn das Angebot an geeigneten Bewerbern dünner werde. Auch Haarmann setzt im Kampf um qualifiziertes Personal auf die "weichen Faktoren". Die Zeiten hätten sich gewandelt. Für viele Bewerber sei heute das, was mit dem Stichwort Work-Life-Balance beschrieben werde, wichtiger, als das früher der Fall gewesen sei.

"Ein gutes Arbeitsklima und das Eingehen auf die Wünsche unserer Mitarbeiter sind uns sehr wichtig", sagt Haarmann. Dazu gehören dann beispielsweise wie in Dinslaken flexible Arbeitszeiten. Dazu gehört aber auch ein Angebot zur Gesundheitsförderung, das die Stadt gerade für ihre Mitarbeiter entwickelt.

In Hünxe hat Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass die Zahl geeigneter Bewerber auf eine freie Stelle zurückgeht. "Bislang haben wir es aber immer noch hinbekommen, die Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen", sagt er. Dabei profitiert Hünxe laut Stratenwerth zum einen vom eigenen Ausbildungsangebot.

Zum anderen hält auch er die flachen Hierarchien, die eine kleine Verwaltung wie die Hünxer bietet und die den direkten Kontakt und Austausch zwischen den Mitarbeitern und der Verwaltungsspitze ermöglichten, für ein gutes Argument, Mitarbeiter zu gewinnen.

(RP)
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