Performance führt an den Nordpol

Ein Stück aus Musik und Tanz, das auf einer gescheiterten Nordpol-Exkursion basiert – die Ankündigung zu "nach Hause" von Martin Nachbar und Benjamin Schweitzer im Forum Freies Theater klingt ungewöhnlich. Das Ganze wurde in Düsseldorf zum ersten Mal gezeigt und funktioniert so: Drei Tänzer und drei Musiker treffen sich auf einer vernebelten Bühne. Jeder Musiker hat mehrere Instrumente dabei, darunter außergewöhnliche wie eine Subkontrabassflöte oder eine Kontrabassklarinette. Aus der Gruppe der Tänzer entstehen Bewegungen – ein wildes Wirbeln und Drehen, das die Musiker mit ihren Instrumenten aufnehmen. Sie erzeugen Töne, hier ein Pfeifen, dort ein Wimmern, ein Knarzen und Kratzen, bis das Gesamtbild die Zuschauer an einen Schneesturm denken lässt. Doch "nach Hause" verändert sich ständig, jeder der sechs Akteure reagiert situativ. Dabei sehen die Zuschauer weder schöne, tänzerische Bewegung, noch hören sie wohlklingende Töne. Die Tänzer stolpern, ächzen, schleppen sich über die Bühne, trippeln, tasten, rollen sich vorwärts. Dazu ein Trommeln auf dem Bratschen-Rücken, ein Klappern mit den Fagott-Klappen, ein fieses Pfeifen aus der Querflöte. Die Kakophonie wird bisweilen unerträglich schrill und laut – so dass mancher Zuschauer bald auf ein schnelles Ende hofft: Das kommt dann auch nach 50 Minuten. Wer die schönen Künste liebt, ist bei Nachbar und Schweitzer falsch. Wer aber bei einem Entstehungsprozess künstlerischen Schaffens hautnah dabei sein will, für den gibt es heute Abend, 20 Uhr, noch eine Gelegenheit im FFT Juta.

ISABELLE DE BORTOLI

(RP)
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