Köln/Düsseldorf/Niederrhein "Netto-Räuber" legt Lebensbeichte ab

Köln/Düsseldorf/Niederrhein · Insgesamt 35 Supermarkt-Raubüberfälle im ganzen Bundesgebiet gehen auf das Konto des sogenannten Netto-Räubers. Nach Angaben der Kölner Polizei hat der ehemalige Polizist eine richtige Lebensbeichte abgelegt.

Der 38-jährige Mann hat 16 weitere Überfälle (Zeitraum: Okotber 2005 bis April 2009) auf Supermärkte zugegeben.19 Taten (Zeitraum: Juni 2009 bis Mai 2011) hatte er bereits nach seiner Festnahme am 9. Juli gestanden. Beute: über 750.000 Euro. Im Visier standen hauptsächlich Geschäfte der Netto-Kette. Vereinzelt befanden sich aber auch Läden von anderen Ketten auf dem Raubplan des 38-Jährigen, der mit einem Komplizen zusammenarbeitete. Der Mann stammt vom Niederrhein und ist Gebietsverkaufsleiter von Netto. Der Familienvater wurde ebenfalls festgenommen, schweigt aber beharrlich."Er hat Insiderinformationen geliefert und bei den Überfällen das Fluchtauto gefahren", sagte Kriminaldirektor Roland Küpper am Montag in Köln. Die Kölner Polizei hatte die Ermittlungen übernommen, nachdem im Juni 2010 auch in Köln-Porz zugeschlagen wurde.

Für Überfälle aus Kenia eingeflogen

Im Gegensatz zu seinem Komplizen zeigte sich der 38-Jährige sehr viel gesprächiger. Der Mann soll laut Polizei eine Lebensbeichte abgelegt haben. Große Geldnöte waren sein Motiv für die Raubüberfälle. "Der Mann hatte kurz vor seinen ersten Taten Privatinsolvenz anmelden müssen.Sein Lebensstil ließ sich nicht durch seinen Job bei einem Sicherheitsdienst finanzieren" sagt Küpper. Der kräftige über 1,90 Meter große Mann stammt gebürtig aus dem Raum Düsseldorf. Er ist geschieden und hat zwei Kinder. Seit 2005 hatte der von der Polizei als hochintelligent beschriebene Mann eine Lebenspartnerin in Kenia. "Er reiste meistens am Wochenende mit dem Flugzeug an, beging einen oder zwei Überfälle und flog wieder zurück", berichtet Küpper. Vor seinem Engagement beim Sicherheitsdienst hatte der 38-Jährige eine Ausbildung bei der Polizei in NRW gemacht. "Die Polizei hat sich von ihm aber wieder getrennt, weil er charakterlich nicht geeignet war" sagt Küpper.

Bei den Überfällen erschien der Mann häufig im Anzug und Koffer. Er gab sich oft als Revisor der Firma aus und gelangte so in die Büros. Dort zückte eine Pistole, fesselte die Angestellten mit Kabelbindern und räumte den Tresor leer. DNA-Spuren an Fesseln und Tresoren überführten den Mann in einigen Fällen. Nach Angaben von Küppers muss der Mann mit einer Haftstrafe von mindestens fünf Jahren rechnen. Die Taten beging der Mann offenbar mit einer Gaspistole. "Eine scharfe Waffe haben wir bei ihm nicht gefunden", sagt Küpper.

Die Überfälle begangen die beiden Männer im ganzen Bundesgebiet. Von den 16 jetzt bekannt gewordenen Taten ging keine in Nordrhein-Westfalen über die Bühne. Bayern war der Hauptzielort der Räuber. "Beide haben dort einmal gewohnt und kannten sich deshalb dort gut aus", erklärt Küpper. Ob noch weitere Komplizen in die Taten eingebunden waren, ist noch unklar. "Es wird geprüft, ob noch mehr Täter verwickelt sind"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort