Prozess um totes Baby in Essen "Fühlte mich beim Computerspielen gestört"

Essen · Stundenlang hatte der 27-Jährige am Computer gespielt. Als sein wenige Tage alter Sohn aufwachte und schrie, schlug er zu. Das Baby starb, dem Mann droht eine Verurteilung wegen Mordes.

Der kleine Leon wurde nur 24 Tage alt. Er musste sterben, weil sein Vater in Ruhe am Computer spielen wollte. Seit Montag steht der 27-Jährige in Essen vor Gericht. Zum Prozessauftakt gab er zu, seinen Sohn in der Nacht auf den 6. Mai 2014 drei Mal hart auf den Hinterkopf geschlagen zu haben. Wörtlich sagte er den Richtern: "Ich fühlte mich gestört, weil ich unbedingt weiter am Computer spielen wollte." Der Mann ist wegen Mordes angeklagt.

Es war schon spät in der Nacht, als das Baby plötzlich aufgewacht ist. Der Angeklagte gab ihm die Flasche, roch an der Windel, legte es auf die Couch im Wohnzimmer. Zu diesen Zeitpunkt war er schon seit rund zehn Stunden in ein Online-Spiel vertieft. "Es war spät, ich war gereizt", sagte er den Richtern. "Deshalb habe ich ihm auf den Kopf geschlagen - mit der flachen Hand." Später sei es dann zu zwei weiteren Schlägen gekommen.

Der Junge bekam anschließend offenbar nur noch schlecht Luft. Die Mutter, die zur Tatzeit geschlafen hatte, sagte als Zeugin vor Gericht: "Mein Sohn wurde ganz kalt, seine Lippen waren richtig blau." Die Ärzte konnten das Leben des kleinen Leon trotz Not-Operation nicht retten. Der Junge verstarb sechs Tage nach der Tat an den Folgen schwerster Hirnverletzungen.

Der Angeklagte ist bereits 2009 wegen Kindesmisshandlung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Damals hatte er dem fünf Wochen alten Sohn seiner früheren Lebensgefährtin den Arm gebrochen.

(lnw)
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