Turbo-Abitur NRW-Abiturienten sollen mehr Freizeit haben

Düsseldorf (RPO). Schüler an nordrhein-westfälischen Gymnasien sollen im Unterricht und bei den Hausaufgaben spürbar entlastet werden. Das kündigte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag an.

 Schüler an nordrhein-westfälischen Gymnasien sollen im Unterricht und bei den Hausaufgaben spürbar entlastet werden.

Schüler an nordrhein-westfälischen Gymnasien sollen im Unterricht und bei den Hausaufgaben spürbar entlastet werden.

Foto: ddp, ddp

Gleichzeitig legte sie einen umfassenden Maßnahmenkatalog vor. Ziel sei es, die Herausforderungen des achtjährigen "Turbo-Abiturs" (G 8) abzumildern. In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass bisher landesweit nur etwa zehn Gymnasien planen, zu einer verlängerten Abiturzeit von neun Jahre (G9) zurückzukehren. Diese Wahlmöglichkeit hatte die rot-grüne Landesregierung den Gymnasien einmalig zu Beginn des nächsten Schuljahres 2010/2011 eingeräumt.

Art Befreiungsschlag für G8

Eine Art Befreiungsschlag bei dem komplexen Thema G8 könne es in der derzeitigen Situation nicht geben, erklärte Löhrmann bei einer Unterrichtung des Landesparlaments. Statt "Schnellschüssen" seien systematische und gründliche Maßnahmen erforderlich, um "die hohe zeitliche und stoffliche Belastung" der Schüler zu lindern. Die Schulzeitverkürzung müsse so weiterentwickelt werden, dass der Unterricht den Schülern Zeit und Anregungen gebe, "ihre Persönlichkeit innerhalb und außerhalb der Schule zu entfalten". Gymnasien müssten "Lernorte zur Entdeckung und Förderung der Persönlichkeiten und Talente".

Nur noch die notwedigsten Hausaufgaben

Löhrmann verlangte, dass die Gymnasien aufgrund des auf acht Jahre verkürzten Bildungsganges in Zukunft "Hausaufgaben auf das wirklich Notwendige reduzieren". An Schultagen bis in den Nachmittag hinein sei "für Hausaufgaben kein Platz mehr". Zudem werde die Landesregierung die Gymnasien dabei unterstützen, ihre schulinternen Lehrpläne "bei den stofflichen Inhalten abzuspecken". Leitlinie müsse sein, "mehr Freiräume für Wiederholung, Übung und Vertiefung" zu schaffen. Durch eine "Flexibilisierung der Schulorganisation" mit 60, 75 und 90 Minuten langen Lernphasen solle der Unterricht "stressfreier gestaltet" werden.

Ganztagsschulen werden weiter ausgebaut

Der Ausbau der gymnasialen Ganztagsschulen werde von der rot-grünen Landesregierung "bedarfsgerecht fortgesetzt", versicherte Löhrmann. Zugleich würden die Gymnasien bei der Konzeptentwicklung für die pädagogische Übermittagsbetreuung unterstützt. Ein weiterer Schwerpunkt werde die Fortbildung und Qualifizierung von Lehrkräften sein.

Der schulpolitische Sprecher der CDU-Opposition, Thomas Sternberg, nannte das Maßnahmenpaket der Landesregierung zur Optimierung von G8 "eine Flucht nach vorn". Nachdem die von der Landesregierung offerierte mögliche Rückkehr zu einer neunjährigen Abiturzeit bei den Gymnasien kaum Anklang gefunden habe, versuche die Schulministerin "aus einem Ladenhüter einen Bestseller" zu machen. FDP-Schulexpertin Ingrid Pieper von-Heiden erklärte, einen Teil des Maßnahmenkataloges zur Entlastung der Gymnasiasten habe Löhrmann offenkundig bei den Freidemokraten abgeschrieben.

(KNA/csh)
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